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Zeit: „Es würde mir leid thun, meinen Kaiser, der nächst Gott mein oberstes Haupt ist, zu betrüben; doch wollte ich solches noch eher thun, als Gott erzürnen.

Das Sprichwort sagte von diesem Wolf: sein Hals seie krumm, aber sein Gemüth schlicht und eben.[1]

Die Brüder Wolf und Philipp von Gemmingen suchten die lutherische Lehre auf allen ihren Besitzungen und somit auch in Bonfeld einzuführen, und thaten manches, was den Stiftsherren in Wimpfen nicht gefiel. Im Jahre 1528 gab es einen Streit wegen eines Kellerbaus unter der Frühmesserwohnung.

Im Jahre 1541 beschwerten sich die Stiftsherren bei dem Bischof von Worms darüber, daß Philipp von Gemmingen den Frühmesser in Bonfeld ohne ihre Zustimmung einsetze und nach Gutdünken wieder abschaffe, und die dem Stift zustehenden Zehnten nun dazu verwenden wolle, demselben ein neues Haus und Scheuer zu bauen. Auch der Pfarrer von Hüffenhardt lasse das Pfarrhaus in Bonfeld in Unbau und Zerfall kommen.

Im Jahre 1569 war dieses Pfarrhaus auch so baufällig, daß seine Herstellung nicht mehr länger hinausgeschoben werden konnte.

Philipp von Gemmingen, der Weise genannt, ein Sohn des im Jahre 1526 gestorbenen Dietrichs von Gemmingen, wollte, daß dem von ihm eingesetzten Pfarrer ein neues gebaut werde. Die Stifts- und Zehntherren, die nie gerne Gelder zu solchen Bauten in Bonfeld hergaben, meinten, das könne über 1000 fl. kosten, sie seien nur schuldig, es nothdürftig herzustellen. Der Grundherr nahm daher die Zehnten in Anspruch, und das Stift beschwerte sich darüber abermals in Worms.

Diese vielen Conflicte der Collatoren und Zehntherren mit dem Grundherrn und der Gemeinde in Bonfeld hatten Verträge vom Jahr 1557 und 25. August 1569 zur Folge. Nach denselben trat das Stift an Philipp von Gemmingen die zu Bonfeld hergebrachte Collatur und das Patronatrecht sammt den anhangenden Rechten der Pfarrkirche und ihrer Diener zu Bonfeld, nebst dem halben Theil am Wein- und Fruchtzehnten auf der Markung zu Bonfeld ab,

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_273.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Als der Heilbronner Rath zu einer Disputation mit den Mönchen noch weitere lutherische Prediger einlud, so wurde 1532 auch Wolf von Gemmingen ersucht, seinen Pfarrer Magister Franzen zu schicken, was Wolf auch zusagte.