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Gülten, Landacht und andere Feudallasten hafteten auf Heilbronner Gütern nicht.


Beschaffenheit der Stadt Heilbronn.

Die Stadt wird an ihrer Westseite von dem Neckar bespült und war im Mittelalter, bis die mit Pulver geladenen Geschütze in Gebrauch kamen, eine der festesten Städte Deutschlands. Schon unter den Hohenstaufen hatte sie eine Ringmauer, die unter Rudolph v. Habsburg noch mehr befestigt wurde. In hundert Fehden mit Rittern der Umgegend wurde die Stadt berennt und bald von den Pfalzgrafen am Rhein und bald von den Markgrafen von Baden und den Grafen von Württemberg ernstlich belagert, insbesondere in den Jahren 1349, 1388, 1449, aber nie vermochte ein Feind in die Stadt selbst einzudringen.

Seitdem (bald nach dem Jahr 1333) das Mühlwehr, welches damals noch oben an der südwestlichen Ecke der Stadt beim viereckigen Thurm stand, weiter abwärts an die untere Ecke der Stadt verlegt worden, ist sie auf der Westseite durch den aufgestaueten Fluß geschützt, und auf den übrigen Seiten hinderte ein 30 Schuh tiefer Stadtgraben, eingefaßt von senkrechten Quadermauern und abgetheilt durch spanische Reuter, das Eindringen, weiterhin ein abschüssiger Zwinger, und ringsherum hohe Stadtmauern aus gebuckelten Quadersteinen, welche im Jahr 1482 mit einem Gange Brustwehren und Schießscharten versehen und mit einem Ziegeldache bedeckt worden waren.

Fünf Casematten vertheidigten den Graben, welcher sein Wasser theils durch Quellen, theils vom Neckar aus erhielt; und 10 Thürme dienten zur Vertheidigung der Stadtmauern.

Die meisten dieser Thürme waren mehr als 100 Schuhe hoch und unter drei derselben waren die Hauptthore der Stadt mit Zugbrücken, Vorwerken und Schanzen versehen.

An der nordwestlichen Ecke der Stadt stand eine Citadelle, das große Bollwerk genannt, im Jahr 1632 von den Schweden unter Gustav Horn und Oberst v. Schmidtberg angelegt und 1647 von den Franzosen unter Marschall Turenne vollendet.

Weiter oben am Neckar stand das kleine Bollwerk um die Brücke zu vertheidigen und einen Angriff von der Hefenweilerinsel her abzuwehren.

So sah die Stadt noch aus, als Göthe sie auf seiner Reise nach Italien[ws 1] am 28. August 1797 besuchte, und darüber schrieb:


Anmerkungen [WS]

  1. Goethe reiste 1797 nicht nach Italien sondern in die Schweiz. Siehe Goethes Tagebücher 1797 bei zeno.org.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_164.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)