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und Frankfurt wurde unterbrochen und Mannheim erhielt einen Zwangsstapel zum Vortheil seiner Spediteure; nach Heilbronn gelangten die Waaren später und theurer.

Da erschienen der 19te Artikel der Wiener Congreßakte vom März 1815, welcher solche Zwangs-Umladeplätze und der 21te Art. der die Zwangsschiffergilden am Rheine aufhob, auch ertheilte der Art. 6. den Unterthanen der Neckar-, Main- und Mosel-Uferstaaten gleiche Schifferrechte mit den Anwohnern des Rheins.

Somit hörte der Zwangsstapel in Mannheim wieder auf; nun verlangten aber die Canstatter, daß auch der Heilbronner Stapel aufhöre. Bis dahin mußten nämlich die Waaren, welche nach Canstatt bestimmt waren, am Heilbronner Krahnen aufs Land geschafft und durch Fuhren auf die oberen Neckarschiffe bei der Neckarbrücke geschafft werden, was 1/2 Kreuzer für den Centner kostete.

Heilbronn konnte sich jetzt nicht mehr, wie früher, wenn Württemberg verlangte, es sollten Schleußen bei Heilbronn gebaut werden, auf die Privilegien der Kaiser Ludwig und Ruprecht und auf schützende Urtheile des Reichshofraths berufen. (Jäger 2, 121. 151–154. 168. 175. 258. 259).

Umsonst war auch die Einrede der Neckarmühle-Besitzer in Heilbronn, daß durch das Schleußen ihren Mühlen Wasser entzogen werde; der Bau des Wilhelmskanals ward im März 1819 begonnen, im Juli 1821 vollendet und die Staats-Regierung ließ noch zwischen Heilbronn und Canstatt 9 Floßgassen mit Schleußen versehen, damit Schiffe vom Rhein bis Canstatt fahren konnten.

Die Heilbronner Kaufleute verloren dadurch einen Theil ihrer Spedition; (was immer sehr nachtheilig bleibt, weil sie dazu beiträgt, Bezugs- und Versandts-Gelegenheiten billig und schnell zu machen), allein sie suchten sich auf andere Weise zu entschädigen.

Sie errichteten 1837 die württembergische Transport-Versicherungsgesellschaft, welche die Versicherung gegen die Gefahren der See-, Fluß- und Canal-Schifffahrt, sowie des Transportes auf dem Lande übernimmt; am 6. Octbr. 1839 constituirte sich eine Actien-Gesellschaft, welche die Dampfschifffahrt auf dem Neckar einführte und seit 7. Dec. 1841 befahren Heilbronner Dampfschiffe den Neckar bis Mannheim, auch errichteten die Heilbronner Kaufleute directe Beurtschifffahrten 1827 mit Mainz, später mit Cöln und 1840 mit Rotterdam, so daß am 5. Juli 1840 das erste Neckarschiff mit Waaren, die es in Rotterdam geladen hatte, in Heilbronn eintraf.

Diese drei Unternehmungen, sowie die Einführung des Schiffbaues

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Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_107.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)