Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dagegen zeigt der östliche Theil des Oberamts mit seinen abgerundeten Hügeln, unten mit Reben bepflanzt, auf den Scheiteln und an den nördlichen Abhängen mit schönen Laubwaldungen bedeckt, daß man diese üppige Vegetation dem farbigen Keupermergel zu verdanken habe.

Dieser Mergel besteht aus vielen horizontalen an den Bergabhängen gegen die Thäler hin abfallenden Schichten, meistens von blaugrauer oder rothbrauner Farbe. Jener wird von den Weingärtnern hier blauer Kies, dieser Leberkies genannt.

Die Weingärtner benützen diesen Mergel, indem sie die Oberfläche der Weinberge von Zeit zu Zeit damit überschütten, worauf er nach wenigen Wochen verwittert und einen für die Rebe fruchtbaren Boden liefert.

Die Weingärtner, welche den rothen für den magersten, den blauen für den fetteren halten, behaupten, ein Rebgut mit rothem Kies übertragen müsse noch mit Kuhmist gedüngt werden, wende man blauen Kies an, so bedürfe der Weinberg erst in 2 bis 3 Jahren wieder Kuhmist.

Nach einer Analyse des Prof. Schübler enthalten 100 Theile des schieferigen rothbraunen Thonmergels von Heilbronn 87,3 Thon mit etwas Eisenoxyd, 12,7 kohlensaure Kalkerde. Ein Pariser Cubikzoll wog naß 626, trocken 496 Grane. Die wasserhaltende Kraft ist 35 Prozent. Seine Consistenz verhält sich zu der des Thons wie 33,3:100,0.[1]

In diesem Mergel kommen sehr häufig Drusen von Kalkspath und von Bitterspath vor, selten regelmäßige hohle Rhomboeder mit Kalkspathkrystallen.

Ist der Mergel für den Weingärtner wichtig, so ist es der Gyps


  1. Bei genauer Betrachtung des Stiftbergs wird man an M. Tournal’s Hypothese über die Entstehung der kleinen an einander gereihten Hügel an der Nordseite der Pyrenäen, welche von röthlichen Mergeln und Fasergyps begleitet sind, erinnert. Er glaubt nämlich, daß mit Schwefelsäure geschwängertes Wasser in die Höhe gestiegen sei, und durch dessen Einwirkung auf den kohlensauren Kalk sich schwefelsaurer (Gyps) erzeugt habe. (Göttinger gelehrte Anzeig. v. 1837, Stück 46 und 47, S. 453.)

    Könnten nicht zu gleicher Zeit als der Katzenbuckel und der Steinsberg beim nahen Sinsheim durch plutonische Gewalten in die Höhe getrieben wurden, schwefeliche Dämpfe bei Heilbronn emporgestiegen sein, welche an der Luft oder durch Zersetzung des Wassers gesäuert den Kalk in Gyps verändert haben?
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 028. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_028.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)