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werden. Sie bilden eine förmliche Knappenschaft mit bergmännischer Uniform. Einige Bauern, die Pferde haben, verdienen ein Namhaftes durch Fuhren zu den Gewerken. Man schätzt das Geld, das durch die Erzgruben in Umlauf kommt, auf 8–10.000 fl. Die Weber arbeiten auch hier meistens auf Bestellung für die Fabriken. Von anderen Gewerben verdienen die Schreiner und Schmiede genannt zu werden. Eine Ziegelei liefert ziemlich viel Kalk von besonders guter Qualität, und gebrannte Waare. Eine Schildwirthschaft und eine Bierbrauerei sind begünstigt durch die Frequenz der Landstraße. Die Wohlhabenheit der Einwohner stand früher auf einer höheren Stufe, als Nattheim noch Bauernhöfe hatte; im Ganzen finden sie, bei den genannten Erwerbsquellen ihr angemessenes Auskommen. Man will übrigens eine auffallende Zunahme des Luxus bemerken. Das Gemeindevermögen ist von Belang; einen Hauptbestandtheil desselben machen die Waldungen aus, von welchen jeder Bürger ein Klafter Scheiterholz und 50-75 Stück Wellen als Nutzung zieht. Auf dem Besitz einer eigenen Wohnung ruht das Recht auf ein Kartoffelland und ein Allmandstück (Reute). Den großen Zehenten und sämmtl. grundherrl. Gefälle in Nattheim und St. Stephan bezieht der Staat; nur einige Gülten stehen dem Hospital Giengen, und 3 fl. Hellerzinsen dem Fürsten Taxis zu. Den kleinen Zehenten hat die Pfarrei anzusprechen, auf St. Stephan aber mit der Pfarrei Schnaitheim zu theilen. Wahlberg ist zehent- und gültfrei. Abgelöst wurden bis jetzt an Jagdfrohnen, Gebäudeabgaben, Hundsthaler etc. jährl. 16 fl. 3 kr. Aufgehoben aus den beiden Hirtenämtern etc. 3 fl. 15 kr.

1) Nattheim, Pfarrdorf, Sitz eines Revierförsters, mit 1085 Einw. (worunter 8 Katholiken) in 164 Wohnhäusern. Der Ort ist an eine sanfte, südwärts ansteigende Anhöhe hinangebaut, und bildet beinahe eine einzige, sehr lange und breite Gasse, durch welche die Nürnberg-Nördlinger Staatsstraße nach Heidenheim führt. Die Entfernung von letzterer Stadt beträgt 2 geom. St in nordnordöstlicher Richtung. Das Aussehen dieses Dorfes ist im Ganzen ansprechend und reinlich. Neben mehreren, kleinen, einstöckigen, mit Stroh gedeckten Häusern sieht man auch mitunter ansehnliche, mehr städtische Wohnungen. Am meisten stellt das vor wenigen Jahren neu erbaute Rath- und Schulhaus vor. Desto armseliger nimmt sich die alte, enge, für ihren Zweck ganz unzureichende Kirche aus, besser der angebaute hübsche Kuppelthurm. Die Baulast liegt dem ganz unvermögenden Heiligen (mit c. 100 fl. Einnahmen) ob, für welchen die Gemeinde einzustehen hat. Der Begräbnißplatz liegt auf einer Anhöhe am nördöstl. Ende des Ortes. Das alte, neuerdings hergestellte Pfarrhaus hat der Staat zu unterhalten. Die

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_260.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)