Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Stiftungspflege Gerstetten. Die Frohnen und Lasten, welche auf der Gemeinde ruhten, hat diese abgelöst, und zwar die Oster- und Herbststeuer, jährlich 38 fl. 51 kr. Holzfuhrlohn für den Burgvogt auf Hellenstein, jährlich 8 fl. 17 kr. Jagdfrohndienst, zusammen jährlich 15 fl. 41 kr. Weiter wurden abgelöst, Hundsthaler jährlich 30 kr., Gebäudeabgaben 3 fl. 4 kr. Aufgehoben aus dem Hirtenstab 7 fl. 5 kr. Gewerbeconcessionsgelder 14 fl. 13 kr. Heuchstetten hat abgelöst Oster- und Herbststeuer 2 fl. 51 kr. 3 Hlr. Jagdfrohnen 2 fl. 19 kr. 4 Hlr.

1) Gerstetten, evangelisches Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, 31/2 geom. St. südwestlich von Heidenheim entfernt, ist Sitz eines Amts-Notariats und eines praktischen Arztes, und zählt 1602 Einw. Der Ort zieht sich in einer Ausdehnung von beinahe 3/8 Stunden den sogenannten Ziegelberg, einen der höchsten Rücken der ganzen Umgegend hinan. Ein Drittheil der Häuser liegt auf der nach allen Seiten freien Höhe selbst, und hat die höchste Lage unter allen größeren Ortschaften des Oberamts; ein Drittheil liegt am nordwestlichen sanften Abhange, das dritte, oder das sogenannte Unterdorf, in der Niederung. Die scharfe, oft von den heftigsten Stürmen bewegte Luft, und der schnelle Wechsel der Temperatur sind besonders für den Nichteinheimischen leicht nachtheilig. Wohngebäude finden sich 241. Die lange Hauptgasse hat ein ziemlich gutes und reinliches Aussehen. Mehrere neuere Häuser ausgenommen hat der Ort die gewöhnliche, an sich nicht unzweckmäßige Bauart der Alporte, niedrige Häuser mit Strohdächern, der Winde wegen nah an einander gereiht, und breite Gassen. Was diesem Flecken ein besonderes Ansehen giebt, sind seine zwei Kirchen, in welchen alle Gottesdienste alterniren. Die eine, die alte Pfarrkirche, steht am untern Ende des Orts. Die Zeit ihrer Erbauung ist unbekannt, eine bedeutende Erweiterung erfuhr sie um’s Jahr 1585. Sie ist feucht, kalt und ziemlich unfreundlich. Der Thurm hat 1842 ein gutes Aussehen und eine mit Blech bedeckte, schöne Kuppel erhalten. Baulast und Cultkosten trägt die Heiligenpflege. Ein Begräbnißplatz, der die Kirche umgiebt, wird nicht gebraucht. Bei weitem vortheilhafter nimmt sich die obere Kirche aus, die 1774 auf Betrieb des damaligen Pfarrers Wieland an der Stelle einer kleinen Kirche zu St. Michael auf Gemeindekosten erbaut wurde. Sie ist sehr hell und heiter, einfach, aber geschmackvoll decorirt, und nimmt unter den hübschesten evangelischen Kirchen des Landes eine der ersten Stellen ein. An ihrer Ostseite erhebt sich ein 1786 in gefälligem Styl erbauter hoher Kuppelthurm, von welchem, da er auf dem höchsten Punkt des Ortes steht, eine weite Aussicht nach allen Seiten, südlich bis an die Hochalpen sich ausbreitet. Die

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_180.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)