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wollte während der Österreichischen Herrschaft in Württemberg Eßlingen ganz an sich bringen. Denn zur Hälfte gehörte es Württemberg; schon 1299 übergab Herzog Hermann v. Teck dem Grafen Eberhard Güter hier (Sattler Grafen I. Beil. 141.) und es kam wohl mit der Vogtei Nellingen (s. oben) an Württemberg. Der Spital gerieth mit Württemberg wegen der beiderseitigen Rechte zu Plochingen öfters in Streit. Schon 1431 und 1445 klagte er, daß Württemberg ihn am Stab und an den Freveln, die ihm doch halb gehörten, irre, deßwegen ward den 6. Febr. 1447 ein Vertrag geschlossen, jeder Theil sollte in seinem Gebiet die Frevel einziehen, Württemberg aber den Blutbann und die hohe Gerichtsbarkeit allein ausüben; wollte der württembergische Amtmann ein Ruggericht halten, so sollte er es den Tag zuvor dem Spitalamtmann anzeigen und diesen auch bei der Rechnungsabhör zuziehen. Die Steuern sollte jeder Theil von seinen Leuten und Gütern erheben, Steuersatz, Untergang und Wahl des Gerichts gemeinschaftlich vorgenommen werden. Im 17. Jahrhundert entstanden neue Streitigkeiten, die erst den 6. März 1733 beendigt wurden, indem der Herzog festsetzte, Zoll-, Accis- und Unzuchtsstrafen sollte Württemberg allein haben, von Strafen in bürgerlichen Rechtsfällen aber und in Sachen niederer Gerichtsbarkeit dem Spital die Hälfte zukommen (A.U.). Ein langwährender Rechtsstreit zwischen Plochingen, dem Spital und Deizisau entstand auch 1527 wegen Besteurung der Deizisauer Güter in der Nothhalde, wegen Holzungsrechts, Kelterns u. s. w. und nachdem er mehrmals geruht hatte, wurde er erst den 23. Sept. 1739 beigelegt, der Gemeinde Plochingen das Recht der Waide, des Dürrholzschneidens und Laubrechens zugestanden für das Abholz- und Windfallsrecht aber jährlich vier Eichen versprochen (A. U.). Bis zur Bildung des jetzigen Oberamtsbezirks Eßlingen hatte Plochingen einen dem (Land-) Oberamt Stuttgart untergeordneten Amtmann.

Eine kleine halbe Stunde oberhalb Plochingen an der Straße nach Schorndorf liegt der Wernershof (früher auch Stumpenhaus genannt) von zwei Familien mit eilf Seelen bewohnt, welche oben in die Gesammteinwohnerzahl eingerechnet sind. Dieser Punkt ist wegen der ausgezeichneten Aussicht merkwürdig, welche man hier in die Nähe und Ferne genießt. S. oben S. 4. In der Nähe führt ein Felddistrict, rechts von der Straße nach Schorndorf, den Namen Bornhausen s. oben S. 91.

Die Stelle der ehemaligen Burg ist noch deutlich sichtbar; sie befindet sich am nördlichen Ende des Orts, wenig erhöht über den untern Theil desselben. 1568 wurde auf dem Burgplatz die noch stehende Eßlinger Spitalkelter erbaut, welche von dem alten Graben

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_233.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)