Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

9. Neuhausen,

zum Unterschied von andern, Neuhausen auf den Fildern, auch Katholisch-Neuhausen genannt, ein Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit und 2462 katholischen Einwohnern, 13/4 geom. Stunden südlich von Eßlingen, wohin über Nellingen eine gute Vicinalstraße führt. Neuhausen liegt von Getreidefeldern umgeben in einer flachen Thalmulde der Filder, in welcher sich mehrere Bäche zu dem sogenannten Sulzbach vereinigen (s. oben). Die Luft ist rein, trocken und etwas milder als in den höhern Fildergegenden, das Trinkwasser gut, doch nicht im Überfluß vorhanden. Der Ort macht mit seinem hübschen Thurm und den erhöht gelegenen ehemaligen Schloßgebäuden einen ansehnlichen Prospekt und ist auch im Innern von gutem Aussehen; er hat sich in neueren Zeiten sehr erweitert und nach Nord, Süd und West in geraden Straßen mit kleinen Häusern ausgedehnt. Die älteren Theile sind weniger regelmäßig, haben aber größere, zum Theil sehr saubere Wohngebäude. Auf der Anhöhe über dem rechten Ufer des Sulzbachs, über welchen mitten im Ort eine steinerne Brücke führt, steht die Pfarrkirche zu St. Peter und Paul, deren Langhaus 1484 erbaut und zu deren Chor 1509 der Grundstein gelegt wurde.[1] Sie ist im Innern ziemlich unfreundlich und düster, überhaupt nicht im besten Zustande und für die sehr angewachsene Gemeinde um vieles zu klein. Es wird zum Bau einer neuen Kirche geschritten werden, sobald die Quote des Beitrags von Seiten des Staates, als Großzehentherrn, festgesetzt seyn wird. Der Kirchenfond hat 9500 fl. Capital. Die in und außer der Kirche befindlichen Denkmale der Herren von Neuhausen, worunter das älteste von 1383, und mehrere schöne Statuen in Lebensgröße, verdienen erhalten zu werden. Der Thurm hat in neueren Zeiten ein gefälliges Aussehen mittelst eines kuppelförmigen Schieferdaches und einer Laterne erhalten. Der Begräbnißplatz befindet sich am westlichen Ende des Orts; auf demselben steht eine artige kleine Kirche oder Kapelle, der h. Jungfrau Maria im J. 1709 geweiht, die von dem Kirchenfond zu unterhalten ist. Die Unterhaltung einer Feldkapelle zur h. Maria an der Linde,


  1. In Beziehung auf die Erbauung der früheren Kirche sagt Gabelkhover Landb. S. 378: „Zu Stockhausen (bei Kemnath) ist vor etlichen hundert Jahren eine herrliche Kirche gestanden, dahin die Edelleut und Innwohner von Neuhausen pfarrbar gewest, welche Kirche hernach abgebrochen, und gen Neuhausen erbaut worden. Daher hat die Pfarr Neuhausen in Stockhauser Markung alle Fruchtzehenten und Gefälle.“
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_211.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)