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nobilis et illustris vir, der Stifter war. Er selbst nennt sich (Urk. vom 22. Apr. 1142) natura liber et ingenuus. Welchem Hause dieser Bertold angehörte, ob den Zähringern oder den Grafen von Calw, oder dem Geschlecht derer von Erligheim, wie man aus der Umschrift eines Wappens in einem der Klostergewölbe, erlicain ain stifter, schließen wollte – läßt sich nicht ausmitteln.[1] S. das Nähere bei Schmidlin S. 6 ff. Bertold hatte eine Fahrt nach Palästina gemacht und beschloß nach seiner Zurückkunft ums J. 1120 ein Kloster zu erbauen und es der Kirche des heiligen Grabes in Jerusalem zu übergeben. Dieß geschah: das Kloster wurde erbaut und mit Chorherren besetzt, die unter der Aufsicht eines Probstes (praepositi) nach der Regel des heil. Augustinus lebten. Der erste Probst, Conrad, war Chorherr des heil. Grabes in Jerusalem gewesen, und wurde von dem dortigen Patriarchen Waramund dem neuen Kloster als Probst zugeschickt (1120), wo er auch starb. Die Bestätigung von Seiten des päpstlichen Stuhls erfolgte durch oben erwähnte Bulle, Besold p. 447. Durch diese Bulle wurden dem Kloster die gewöhnlichen Privilegien ertheilt und dasselbe in des heil. Petrus Schutz genommen, in Kirchensachen aber dem Bischof von Constanz übergeben, während die Wahl eines Advocaten dem Probst und Convent überlassen blieb. Auf wen die letztere gefallen, weiß man nicht. In der erwähnten Urkunde König Conrads v. J. 1139 wird ein Advocatus Ludewicus erwähnt (Bes. p. 451); ob aber unter diesem derselbe Graf Ludwig von Württemberg zu verstehen sey, der mit seinem Bruder Emich die nämliche Urkunde als Zeuge unterzeichnet, ist sehr zweifelhaft. Um dieselbe Zeit erhielt das Kloster durch Schenkung eines Grafen Albert von Calw, welcher das heil. Grab in Jerusalem persönlich besucht hatte, Einkünfte aus gewissen Gütern in Wahlheim bei Besigheim. Den 22. April 1142 übergab der Stifter Bertold vollends sein ganzes Eigenthum an Äckern, Weinbergen, Leuten und anderen Besitzungen dem heiligen Grabe als eine Precarie und bestätigte zugleich nochmals seine frühere Schenkung, namentlich die der Kirche zu Denkendorf. In der Bulle v. J. 1144, in welcher Papst Cölestin II. dem gesammten Orden vom heil. Grabe und dessen Besitzungen seinen Schutz zusichert, und sämmtliche Klöster desselben aufzählt, ist Denkendorf (verschrieben Detrendorf) als das einzige in Deutschland erwähnt (Schmidlin S. 236). Dem zweiten der


  1. Sollte er von dem Hause der Bertolde von Zähringen ausgegangen seyn, so müßte dieß in eine Zeit fallen, wo dieses Haus sich noch nicht von Zähringen nannte, indem die Zähringer Bertolde alle bekannt sind, und auf keinen derselben das von obigem Bertold Gesagte paßt.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_189.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)