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westlich von der Stadt am Neckar und an der Straße nach Unter-Türkheim und Canstatt. Der Ort hat eine sehr freundliche, sonnige Lage am Fuß der Neckarhalde mit vorzüglichen Weinbergen, und ein reinliches Aussehen. Es befindet sich hier eine Filialkirche, die ehemalige Kapelle zu U. L. F. (schon 1267 genannt), deren Unterhaltung früher dem Domstift Speyer oblag, jetzt aber auf der Stiftungspflege ruht. Chor und Thurm sind von ansehnlicher Größe und Höhe, letzterer mit vier Eckthürmchen versehen; das Kirchlein selbst aber ist klein und sehr unscheinbar. Dieses Mißverhältniß erklärt sich aus den zerrüttenden Kriegsunruhen, welche den mit Chor und Thurm 1446 angefangenen Kirchenbau unterbrachen, so daß man das aus dem 14. Jahrhundert herrührende Schiff stehen ließ. [1] – Daß Mettingen in früheren Zeiten eine größere Ausdehnung hatte, will man aus Häuserfundamenten schließen, die vor einigen Jahrzehenten in der Richtung gegen Ober-Türkheim aufgegraben wurden. Die erste Nennung des Orts findet man 1261 (Mettingen juxta Esslingen). Die Truchsessen von Urach (1300), die Herren von Rechberg (1337) und das Kloster Salmannsweiler (1267) hatten hier Güter, das Kloster Weil Gefälle und eine Kelter (1493). Das Kloster Edelstetten verkaufte hier ein Haus mit Gütern an einen Bürger 1649. Die Fehden mit Württemberg wurden dem Ort öfters verderblich, zuletzt wurde er von Herzog Ulrich 1519 verbrannt. – Rechts von der Straße nach der Stadt stand das Leprosenhaus, welches in Privatbesitz übergegangen ist. – Der Begräbnißplatz ist außerhalb des Orts gegen Ober-Türkheim. 1

3) Unter-Schultheißenamts-Bezirk Rüdern mit 441 ev. Einwohnern, eine kleine Stunde nordwestlich von der Stadt, auf der Höhe des Rückens zwischen dem Guggenthal und dem Beutenbach, der hier entspringt. Das Ganze stellt sich als Ein anmuthiger Obstgarten mit regellos zerstreuten Häusergruppen dar. Eine Filialkirche (Kapelle zur heil. Dreifaltigkeit, 1450), 1805 erneuert, wurde vor einigen Jahren abgebrochen, s. Sulzgries. Rüdern wird 1321 zum erstenmal genannt. Um 1434 hatte das Kloster Pfullingen hier einen Weinberg, den Mönchsacker. – Zwischen hier und Ober-Türkheim, hart über diesem Ort liegt der Ölenberg (Ölberg), mit der oben erwähnten reizenden Aussicht ins Neckarthal und trefflichen Weinbergen. Auf diesem Vorsprung wurde 1574 in Folge testamentarischer Verfügung des Stadtammanns Jost Burkhardt „zu dessen Gedächtniß und gemeiner Stadt zur besondern


  1. Die an dem Eingang in die Kirche befindliche Jahreszahl 1443 darf nicht irre machen. S. Keller Geschichte S. 130.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_162.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)