Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Material derselben. Gleiches Schicksal hatten schon früher die übrigen Klostergebäude. Crusius, der sich während des Exils der Tübinger Universität hier aufhielt, rühmt das schöne Conventhaus und besonders den angenehmen Klostergarten.

Das Kloster St. Clara in der Oberthor-Vorstadt, ein Frauenkloster, wird 1304 zum erstenmal genannt. Nachdem es 1350 abgebrannt war, erstand es in größerem Umfang. 1353 wurden die Klosterfrauen dem Barfüßer-Orden einverleibt. 1536 übergaben sie ihr Kloster freiwillig an den Spital und Armenkasten, und traten aus dem Orden. Das Gebäude wurde 1674 zu einem Lazareth eingerichtet, 1818 aber die Kranken- und Armen-Anstalt des Spitals dahin verlegt. Die Kirche, welche an den Gottesacker stieß, diente zu Leichen-Gottesdiensten, bis sie 1704 zusammenstürzte und hierauf abgetragen wurde.

Noch ist zu erwähnen, daß auch Beginnen, die in der Folge in den Franziskaner-Orden traten, sich in Eßlingen niederließen (1300) und ein Schwester- oder Regelhaus (auf dem sog. Heppächer beim Nadlerbrunnen) besaßen, neben welchem sich bald auch ein Haus von Brüdern (Begharden) erhob. 1400 bestätigt Papst Bonifaz IX. „den Meistern, den Brüdern und Schwestern vom Hause des heiligen Bernhards zu Eßlingen, der dritten Ordnung des heiligen Franziskus, genannt von der Buße“ alle ihre Freiheiten, Privilegien und Ablaßbriefe. Die Reformation machte auch diesem Institut ein Ende.

Da aber auch mehrere auswärtige Klöster und Stifter in und bei Eßlingen einzelne Besitzungen und Rechte hatten, so unterhielten sie in der Stadt eigene, theils steuerfreie, theils nur von Diensten, Zöllen etc. gefreite, und von der Stadt besteuerte Pfleghöfe, und ließen daselbst durch Beamte oder Conventualen aus ihrer Mitte ihre Einkünfte verwalten und ihre Interessen wahren. In unruhigen Zeiten boten solche Klosterhöfe in der wohlbefestigten Stadt überdieß eine willkommene Zuflucht. Des Stift-Speyerschen Zehenthofes ist oben gedacht worden. Das Hochstift Constanz hatte einen, 1377 von Steuer, Zoll, Diensten etc. gefreiten Hof an der Weber- und Burggasse, wo es einen weltlichen Pfleger unterhielt. Nach dem Anfall an Württemberg wurde das Cameralamt in dieses Gebäude verlegt.[1] – Der Kl. Adelberger Freihof, eine Schenkung Heinrichs von Wendlingen an dieses Kloster, wurde von der Stadt 1248 gefreit, und von Kaiser Friedrich III.


  1. Durch den R. Deput. Schluß 1803 kam dieser Pfleghof an Baden, und wurde 1807 mit andern Realitäten von der Krone Württemberg eingetauscht.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_129.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)