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damit sehr langsam. Erst gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts schritt das Werk rascher vorwärts. Damals bauten daran die durch den Ulmer Münsterbau berühmten Meister Ulrich von Ensingen und seine Söhne Mathias und Mathäus. Auf Empfehlung des letztern wurde 1440 Hans Böblinger (gegen 8 fl. Jahrgeld, und Sommers 41/2 Schill. Taglohn) als Baumeister angestellt, der noch in demselben Jahre die herrliche Thurmpyramide begann. Ihm folgten seine Söhne Marx, Mathäus und Dionysius.[1] Erst kurz vor der Reformation wurde der Bau vollendet. Die Kirche ist dreischiffig, mit dem Chor im Licht 175′ lang; der Chor allein hat 41′ Länge und 31′ Breite; das Langhaus 72′ Breite, sein Gewölbe wird von 10 freistehenden, schlanken Säulen getragen. Die Höhe des Thurms bis zum Knopf beträgt 239,5 württ. oder 211,2 P. F. Die drei Portale, eines unter dem Thurm, und zwei an der Mittagsseite sind mit trefflichen Reliefs geschmückt. Eben so vorzüglich sind die Bildhauerarbeiten an den 20 Pfeilern, welche den Chor und die Kirche umgeben und in freien zierlichen Pyramiden endigen. Rings um das Gesims der Kirche und um den Thurm läuft eine steinerne Gallerie. Bewunderungswürdig ist der Thurm, der bis in die Spitze steinern, anfänglich viereckig, dann achteckig, endlich in eine durchbrochene, zart gegliederte Pyramide übergeht, deren Verzierungen zwischen leichten Stäben in weichen Verschlingungen emporranken. Zweierlei ist an dieser schönen Kirche zu bedauern, einmal ihre ungünstige, durch nahe stehende Häuser ganz eingeengte Stellung an der westlichen Stadtmauer, weßwegen es ihr etwas an Licht gebricht, und dann der Umstand, daß seit längerer Zeit Mauerrisse am Chor und an dem Schiffe ernstliche Besorgnisse erregen.


  1. Hans Böblinger wurde (nach 1460) in der Frauenkirche begraben, wo an einer Säule die Worte stehen: „Hier lit begraben Hans Böblinger, Maister dis Hus, des gedenkendt durch Gott.“ Die jetzt ziemlich unleserlich gewordene Grabschrift Mathäus Böblingers befindet sich ebenfalls in der Kirche und lautet:

    O HERE GOT
    ICH BIT DICH
    VM DIN BAR
    MHERCIKAIT

    MATHEVS BEB
    LINGER VON
    ESLINGEN.

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_101.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)