Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sollen verwendet werden für Armen- und Schulzwecke, Anschaffung von Büchern, Beiträge zur Besoldung des Stadtpfarrers etc.; für letzteren die Zinse von 2000 fl., welche die Gutsherrschaft stiftete. Der im Jahr 1872 verstorbene Rothgerber Fritz stiftete testamentarisch der Gemeinde die ansehnliche Summe von 100.000 fl., deren Zinse zu gemeinnützigen Zwecken verwendet werden.

Von Spuren aus der Vorzeit haben wir zu nennen: die den Rücken des Heuchelbergs entlang führende Römerstraße; eine alte Heerstraße, die ohne Zweifel ebenfalls römischen Ursprungs ist, führt von Schwaigern, häufig noch deutlich erkennbar, schnurgerade durch den Wald Hagenbuch in der Richtung gegen Eppingen; sie wird zunächst der Stadt auch die Kappelhohle genannt. Bei Schwaigern selbst scheint westlich der Stadt in dem Gewand „Kohlwinkel und bei der Kapelle“ ein römischer Wohnplatz gestanden zu haben; man stößt daselbst auf Gebäudeschutt, Bruchstücke von Ziegeln, Backsteinen etc. und nach der Sage soll hier früher die Stadt gestanden sein. Ein über diese Stelle laufender Weg heißt das „Haugengäßle“, auch die Benennungen „Markt und Fallthor“ kommen hier vor. Mehrere daselbst liegende Grundstücke gaben früher Rauchhaber und Rauchhennen, was auf hier gestandene Gebäude untrüglich hinweist. Da nun die sommerliche, zwischen zwei Thälchen sanft geneigte Lage des Platzes und die dahin ziehende alte Heerstraße für eine ursprünglich römische Anlage spricht, so wird die Vermuthung keine gewagte sein, daß nach Vertreibung der Römer sich die Allemannen, wie es häufig der Fall war, in dem verlassenen Römerort niederließen und sich erst später in das gegenwärtige Schwaigern zurückgezogen haben. Etwa 1/4 Stunde nordöstlich von Schwaigern wird ein hochgelegener Punkt, von dem man eine schöne Aussicht in das Neckar- und Leinthal genießt, die „alte Wart“ genannt, hier stand ohne Zweifel ein Wachposten (Wachhaus), was auch die Sage, daß auf der Wart etwas gestanden sei, bestätigt. Zunächst dieses Punktes fand man auf dem sog. Soldatenkirchhof alte Gräber, vermuthlich Reihengräber. Die Flurbenennungen „Weiler, Weilerrain“ südlich von der Stadt, „Dillingen“ 1/4 Stunde südwestlich von der Stadt und „Hochstätten“ 1/2 Stunde östlich von Schwaigern deuten auf abgegangene Orte hin. Etwa 1/2 Stunde nordwestlich von der Stadt, in der Nähe des sog. neuen Sees, wird eine Stelle „Einsiedel“ genannt; hier soll ein Einsiedler gewohnt haben, ohne Zweifel stand hier ein Waldbruderhaus.

Die ältesten in Originalurkunden vorkommenden Schreibweisen des Namens, der Stadt sind: Suueigera (976), Sueijgerin (988), Suegeren (1161), Suaigrem (1188), Swegern (1299), Swaigeren (1302), Sweigern (1331) u. s. w.; derselbe ist abzuleiten von dem althochdeutschen Sueig, Sweiga, was Viehhof bedeutet.

Schwaigern tritt in der Geschichte zuerst auf durch zahlreiche

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0413.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)