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Am südwestlichen Saum des gegen den Neckar hin sich ausdehnenden fruchtbaren Flachlandes und nur 1/2 Stunde nördlich von dem Heuchelberg hat die Stadt auf einem leicht gegen das Leinthal südlich geneigten Abhang eine angenehme und gesunde Lage; sie ist sehr freundlich und reinlich, ziemlich regelmäßig gebaut und besteht aus der eigentlichen, früher wohlbefestigten Altstadt und aus drei Vorstädten, und zwar wird die an der nordwestlichen Ecke sich namhaft ausdehnende „das äußere Dorf“ genannt; von ihr nördlich gelegen ist die Vorstadt „Schafgasse“, welche erst nach dem Brand von 1811 entstand, und an der Südostecke der Altstadt lehnt sich die nicht bedeutende Vorstadt „vor dem Heilbronner Thor“ an. Die Altstadt, welche mit Ausnahme der etwas gegen außen gebogenen Südseite beinahe ein Quadrat bildet, hatte 2 feste Thore, das obere und das untere Thor, ersteres stand an der Nordwestecke, letzteres an der Südostecke der Stadt; das untere wurde 1812, das obere 1831 abgetragen. Von der ehemaligen Befestigung der Stadt hat sich die Stadtmauer beinahe noch ganz erhalten; an ihr sind Halbrondele angebracht, von denen an der Ostseite 2, an der Südseite 4, an der Westseite 2 und an der Nordseite eines noch erhalten, jedoch bis zur Mauerhöhe abgetragen sind. Überdieß ist an der Südostecke der Altstadt ein runder Thurm, der sog. Bürgerthurm, in den die Ortsbürger eingekerkert wurden, noch vorhanden. Der sog. Diebsthurm an der Nordwestecke der Stadt, in den die Diebe eingekerkert wurden, ist in den 20ger Jahren dieses Jahrhunderts abgebrochen worden. Der außerhalb der Stadtmauer hinlaufende, auf der nördlichen Seite der Stadt theilweise noch sichtbare Stadtgraben, der mit Wasser gefüllt werden konnte, wurde eingeebnet und zu Gärten, Wiesen und Länder umgewandelt. Das Innere der Stadt ist mit gut unterhaltenen, makadamisirten und gekandelten Straßen und Gassen ziemlich regelmäßig durchzogen, von denen wir in erster Linie die breite Hauptstraße, zugleich Landstraße von Heilbronn über Eppingen und Bruchsal, welche in mehreren Wendungen durch die Stadt führt, nennen; außer ihr gehören noch zu den besseren Straßen die obere Stangenbrunnengasse, die Kirchgasse, die Schloßgasse und die freilich schon etwas schmale, aber lang hinziehende Wassergasse. Die übrigen Straßen sind meist eng, jedoch nicht winklig angelegt. Eine besondere Zierde und Annehmlichkeit der Stadt bilden die zum Theil sehr geräumigen öffentlichen Plätze, wie der große Marktplatz, an den sich der untere Marktplatz, eigentlich nur eine sehr breite Straße, anschließt, der Kirchplatz, der Kelterplatz und der sehr ansehnliche, von den Schloßgebäuden umgebene Schloßplatz. Auch ist der Anblick der Stadt mit ihren Mauern, dem schönen Schloßgarten, der großartigen gothischen Kirche und dem prächtigen Schlosse sehr malerisch und anmuthig. Die gedrängt stehenden Gebäude sind meist aus

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0397.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)