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Baumeister gewesen sein, er baute auch, und zwar äußerst zierlich, in Zaberfeld (s. d.), ferner in Hemmingen, in Hegnach, O.A. Waiblingen, und an andern Orten (war er vielleicht der bekannte Bauernanführer?). Außen am Thurm findet sich der hübsche Grabstein eines Kindes, „des Vogts zu Kirbach Herrn Melchior Thilen und seiner Frau Susanna ihr libs Kind Namens Johannes, seines alters 6 monat, 4 tag“, † 29. Febr. 1632. Von den zwei Glocken auf dem Thurm, von dem aus man eine reizende Aussicht das Thal hinab auf Güglingen u. s. w. genießt, hat die größere folgende Umschrift in schönen gothischen Majuskeln:

ANNO. DOMINI. MCC. NONAGIO. IX. IN. DIE. MARGARETE FACTVM. EST. HOC. VAS.; dabei die Namen der vier Evangelisten. Die andere Glocke hat gar keine Inschrift und ist der Form nach ebenso alt. Selten reichen auf unsern Glocken die Jahreszahlen so hoch hinauf wie hier (bis 1299), auch können wir zugleich dieß als die Zeitangabe der Vollendung des Thurmes betrachten, was genau mit seinem Baustil übereinstimmt. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Der ummauerte Begräbnißplatz mit einer alten Kapelle liegt außerhalb (östlich) vom Ort. Das östlich bei der Kirche schön gelegene und gut erhaltene zweistockige Pfarrhaus bildet mit dem ummauerten Garten und Hofraum einen angenehmen, wohlgeschlossenen Pfarrhof; über seinem hübschen Eingange sind das Württemb. Wappen und die Jahreszahl 1610 und an den Ecken Masken angebracht; es verräth ganz die Bauweise des trefflichen Heinrich Schickhardt. Die Unterhaltung hat der Staat. Zunächst der Kirche steht das ansehnliche, dreistockige massiv erbaute Schulhaus, das 1621–22 mit einem Aufwand von 1686 Pfund Hellern errichtet wurde, und enthält 2 Lehrzimmer, die Wohnung des einen Schulmeisters und des Lehrgehilfen. An der Hauptstraße, beinahe in der Mitte des Orts, steht das alte, dreistockige Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First. Überdieß besitzt die Gemeinde noch zwei Backhäuser, ein Waschhaus und eine Kelter mit 5 Bäumen.

Trinkwasser, das jedoch etwas hart ist, liefern hinreichend 3 laufende und 3 Pumpbrunnen, überhaupt ist die Markung sehr wasserreich, namentlich steht der Ort auf feuchtem Grunde, so daß beinahe alle Keller Wasser haben. Im Biesbachthal war bis vor wenigen Jahren ein Brunnen zu sehen, der sein Wasser in das früher in der Badgasse befindliche Bad lieferte. Im Ort ist eine Wette angelegt und früher bestand gegen Rodbach hin ein jetzt trocken gelegter See. Überdieß fließt die Zaber an der Südseite des Orts vorüber und in diese fließen auf der Markung der Rodbach und der Biesbach.

Über die Zaber führen 3 steinerne, über die übrigen Bäche

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0390.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)