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Frauenzimmern bezog hier Hellerzinsen, Zinshühner, Wachszinsen, Weingülten (Lgb. von 1517).

Zu der Gemeinde gehören:

b. Kirchbach,

eine K. Hofdomäne, hat eine halbe Stunde westlich vom Mutterort eine anmuthige Lage auf einem wohlgerundeten Strombergsausläufer zwischen den stillen Thälern des Kirchbachs und des unteren Rohrbachs, die zunächst am Ort zusammenlaufen. Der sehr ansehnliche Hof besteht gegenwärtig aus einem im Schweizerstil 1837 neu erbauten freundlichen Wohnhause und mehreren, zum Theil großartigen Ökonomiegebäuden und Stallungen, die mit Ausnahme eines neuen Stallgebäudes noch aus früherer Zeit stammen. Die Gebäude umschließen einen großen Hofraum, in dessen Mitte ein nie versiegender laufender Brunnen reichlich Wasser spendet. In der Nähe des Hofs liegen 3 Seen, von denen der größte, 11/2 Morgen große, eine kleine Insel umschließt, auf der die hübsche Bildsäule der Diana, das Kibbannele genannt, steht, der letzte Rest der alten Herrlichkeit. In dem See werden jetzt Karpfen und in den zwei kleineren Seen Goldfische gezogen. Zu dem Hof gehört ein 326 Morgen großes Gut (203 M. Äcker, 104 M. Wiesen, Baum- und Grasgärten, 4 M. Laubholzgebüsch und Erlenpflanzungen, 11 M. Öden, 17/8 M. Seen und Weiher etc.), das von dem Pächter desselben im Dreifeldersystem rationell bewirthschaftet wird. Der Boden ist etwas schwer, thonig und nicht durchlassend. Auf dem Gut ist ein sehr schöner Viehstand (45 St. Rindvieh zu 3/4 Simmenthalerrace, zu 1/4 Neckarschlag, 5 Pferde und 180 Stück Hämmel) aufgestellt. Das Weidrecht, welches der K. Hofdomänenkammer gehört, wird von dem Pächter ausgeübt.

Kirchbach, auch Kirpach, Kirrpach, bisweilen, so in Urkunden von 1360 und 1444, Kirchen, Kirchheim geschrieben, kommt in älterer Zeit vor als der Sitz einer stift-odenheimischen Probstei, von welcher jedoch sehr wenig bekannt ist. Schon über die Person der Stifter sind die Ansichten verschieden. Der Blaubeurer Abt Christian Tubingius, welcher im J. 1521 schrieb, läßt die Probstei durch die Pfalzgrafen von Tübingen gestiftet werden, welche nebst anderen vornehmen Herrn und ihren Frauen daselbst schöne Grabmale gehabt haben, während die damals noch vorhandenen Urnen, Steine und Grabinschriften aus Erz von den Schafen und sonstigem Vieh, das in den zu Ställen verwandelten Probsteigebäuden gehalten werde, täglich zertreten und befleckt werden (Sattler Topogr. 265). Zwar waren diese Pfalzgrafen schon im 12. Jahrhundert in der Gegend begütert (vrgl. Meimsheim), allein Tubingius Angaben sind auch sonst nicht durchaus richtig und jedenfalls wahrscheinlicher ist die von Cleß (II, 2. 80) nach handschriftlichen Nachrichten aufgestellte

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0374.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)