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ordentliche Pfarrer für das mainzisch gebliebene Neu-Cleebronn, wie aus dem Folgenden noch genauer sich ergeben wird, und so nennt das Speirer Diöcesanregister aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, als in das Landkapitel Bönnigheim gehörend, eine Plebanie und eine Frühmesse zu Cleebronn (d. h. letztere zu Alt-Cleebronn, vrgl. ob. VII, 2). 1

Den 23. Jan. 1494 verkaufte das Domkapitel zu Speier mit Einwilligung des Bischofs Ludwig seine Besitzungen, insbesondere sein Drittel am großen und kleinen Zehenten zu Cleebronn, sowie zu Bönnigheim und Erligheim, weil ihm dieselben zu weit entlegen, an drei Gebrüder von Wöllwarth, wozu es noch – nicht in kaufsweise sondern gutwillig die Kirchensätze an den beiden erstgenannten Orten folgen ließ. In der Familie Wöllwarth ging dieser Besitz durch mehrere Hände, allein die Gemeinde Cleebronn beklagte sich, daß sie in pfarrlicher Hinsicht sehr schlecht versehen, und daß namentlich auch die Kirche und das Pfarrhaus in sehr schlechten Zustand gerathen seien. Weil jedoch die Vormünder der Kinder des Georg Reinhart von Wöllwarth größeren Aufwand nicht machen wollten, so verkauften sie den 10. Jul. 1572 um 750 fl. Kirchensatz, Jus Patronatus und Kollatur der Pfarrei, dazu den 3. Theil des großen und kleinen Zehenten zu Cleebronn an Bernhard den Jüngeren von Liebenstein, welcher bereits die anderen zwei Drittel an jenen Zehenten besaß (St.-A.). Da nun aber dieser Liebenstein in der Gegend überhaupt bedeutenden kurmainzischen Pfandlehensbesitz – darunter Neu-Cleebronn selbst – inne hatte, so trug er dem Erzbisthum seinen Eigenthumsbesitz in der Gegend zu Lehen auf, und hatte nunmehr, nach dem Verzeichnisse seiner Lehen vom 10. Sept. 1589 (St.-A.), als kurmainzisches Lehen auch „den Kirchensatz, Jus Patronatus und Kollatur der Pfarr St. Michaelsberg uff dem Berg zu Cleebronn samt den dazu gehörigen Gebewen, wie solche uff dem Berg ringsherumbmauret, und aller darzu gehöriger Gerechtsame, von Verwaltern [sollte wohl heißen: Wöllwarthen] erkauft.“ Weil sowohl die Familie Liebenstein, als die Wöllwarth evangelisch wurden, so war nicht nur die Gemeinde Neu-Cleebronn, sondern auch der Gottesdienst auf dem Michaelsberg in der Zwischenzeit evangelisch geworden. Übrigens wurde durch obigen Verkauf vom J. 1572 dem Wunsche der Gemeinde, in kirchlicher Beziehung besser versehen zu werden, nicht in genügender Weise entsprochen, vielmehr mußten sich die Neu-Cleebronner jetzt zur Befriedigung ihrer kirchlichen Bedürfnisse nach Alt-Cleebronn wenden. Sie gaben im J. 1603 einen Beitrag von 200 fl. zu den Baukosten der Kirche und Schule in Alt-Cleebronn, jedoch als freiwillig und mit der Bedingung, daß sie beide gemeinschaftlich benützen dürfen, und daß, wenn sie über kurz oder lang eine eigene Kirche oder Schule bauen, deßgleichen einen eigenen Pfarrer oder Schulmeister halten würden, die 20 fl., die sie bisher dem Pfarrer

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)