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Erkundigungen an Ort und Stelle die Thatsache des, seit genannter Zeit unbestreitbar fort und fort sich wiederholenden, doch nie bis zur Höhe einer eigentlichen Epidemie oder Endemie sich steigernden Vorkommens dieser Krankheit bestätigt, jedoch bis jetzt einen klaren Einblick in die Ursache dieses Umherschleichens jener Krankheit im Orte nicht gestattet. Übrigens muß auch hier bemerkt werden, daß ein zur Zeit der Abfassung dieser Schilderung vom Oberamtsarzt zu H. in anderer Absicht gemachter Besuch benützt wurde, den Zustand der dortigen Brunnen zu untersuchen, wobei dieser der Art erfunden wurde, daß auch hier, wie in Meimsheim und Cleebronn, recht wohl daran zu denken ist, es sei auch hier der Verderbniß des Brunnenwassers die Hauptschuld an dem häufigeren Auftreten von Typhusfällen beizumessen.

Den verhältnißmäßig wenig zahlreichen und nicht sehr vielerlei Krankheiten im Bezirke gegenüber kann die Vertretung des Heilpersonals keineswegs als eine zu dürftige bezeichnet werden.

In 3 (von den 4) Städten des Bezirks, Kleingartach ausgenommen, befinden sich zusammen 4 Ärzte, (Mediko-Chirurgen), auf den Landorten Nordheim, Hausen a. Z., Hausen b. M., Cleebronn, in den Städten Schwaigern und Kleingartach zusammen 6 Wundärzte, meist zugleich Geburtshelfer. Auch Ärzte benachbarter Bezirke werden in Gränzorte geholt, Heilbronner nach Klingenberg und Nordheim, ein Arzt von Kirchhausen nach Massenbach und Hausen b. M., einer von Kürnbach nach Ochsenberg, Leonbronn, Zaberfeld u. s. w., ein Bönnigheimer nach Cleebronn, Botenheim, Meimsheim, Eppinger Ärzte nach Kleingartach, Niederhofen, Stethen, ein Kirchardter (badisch) in die ihm benachbarten Orte. Es mögen auf 1 Arzt und Wundarzt durchschnittlich 1400 Personen kommen. Hülfe bei Geburten leisten 50 Hebammen, deren in jeder Gemeinde (Spielberg ausgenommen), je 1–2 sich finden, in Brackenheim 3. – In 7 Jahren (1865–1871) hatten (laut d. Kirchenschauregistern, deren Zuverlässigkeit hierin freilich keine sehr große ist) von 5556 Gestorbenen 2897 ärztliche Hülfe gebraucht, 2504 nicht. Zieht man von diesen 5556 Gestorbenen 2468 nicht über 1 Jahr alt gewordene Kinder ab, welche nahezu der Summe der ohne ärztliche Hülfe Gestorbenen gleichkommen (ohne natürlich damit ganz gleichbedeutend zu sein), und durchschnittlich wenig ärztliche Hülfe bekommen, während auch manche der Erwachsenen „ohne Arzt“ gestorben sind, so spricht dieß doch wohl dafür, daß im Bezirke bei Krankheitsfällen ärztliche Hülfe ziemlich oft in Anspruch genommen wird, für solche aber auch wohl hinlänglich gesorgt ist.

Für den Bedarf an Medikamenten sorgen 3 Apotheken im Bezirke ausreichend, nämlich in der Oberamtsstadt, in Güglingen und in Schwaigern.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0086.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)