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Schloß, gegenwärtig „Schlößle“ genannt, das einst stattlich über den Ort emporgeragt haben mag und mit dem nahe gelegenen obern Thorthurm, in dem man mittelst einer Treppe auf den Umgang der Stadtmauer durch einen jetzt zugemauerten Eingang gelangte, in enger Verbindung war. Es gehörte adeligen Familien, war aber zu Ende des 16. Jahrhunderts schon sehr baufällig und im Jahr 1623 (württ. Landbuch) mit Hof, Keller und Scheuer nicht mehr bewohnt. Von dem alten Bau steht nur noch die hohe Grundmauer, auf die im Jahr 1807 ein bürgerliches Wohngebäude errichtet wurde.

In der Vorstadt nächst der Brücke stand dem Gasthof zum Hirsch gegenüber auf dem Markt das alte Rathhaus, welches 1418 erbaut und 1788 abgebrochen wurde.[1]

Die in einer Länge von 788′ auf 11 Bögen ruhende, steinerne Brücke zwischen der Stadt und dem Dorf Lauffen, ist die längste Brücke in Württemberg und wurde innerhalb dreier Jahre erbaut, nachdem die frühere, unter Graf Ulrich von Württemberg 1473 erbaute, am St. Veitstag 1529 nach einem heftigen Regenguß eingestürzt war. Über dieselbe mußte man vor Zeiten 1 Pfennig Zoll zahlen. In Kriegszeiten wurde sie öfters hart mitgenommen; 1693 wurde behufs Vertheidigung der Alliirten gegen die eingefallenen Franzosen eines der mittleren Joche abgebrochen (s. unten) und das von jener Zeit an mit Holz versehene Stück der Brücke 1724 in eine bedeckte, hängende Brücke verwandelt, welchen mittleren hölzernen Schwibbogen erst im Jahr 1810 eine steinerne Wölbung wieder ersetzte.

Durch die Brücke abwärts zieht der im Jahr 1845 bis 1847 für die Schifffahrt mit großen Kosten neu angelegte, von der rechten auf die linke Seite des Flusses versetzte Leinpfad (s. ob. S. 118), ein Steindamm, der sich auf mehr als eine Viertelstunde erstreckt und einen bequemen Kai zum Aus- und Einladen der Schiffe, wie auch einen beliebten Spaziergang bildet.

Das sehr ansehnliche, ziemlich regelmäßig gebaute Dorf Lauffen war früher ummauert und mit einem, jedoch schmalen Graben umgeben. Noch zu Anfang dieses Jahrhunderts standen im Dorf zwei Thore, von


  1. Nach einem Vergleich der Württ. Räthe mit Stadt und Dorf unter dem 2. Januar 1485 sollten alle Gerichte auf dem Rathhaus gehalten werden, alle Metzger wöchentlich zweimal, Montags und Dienstags, unterm Rathhaus feil haben, Bäcker ihr Brod alltäglich; auf dem Rathhaus wurden auch Tänze gehalten, Spielleute, Pfeifer und Lautenschläger vom Amtmann bestellt, auch alle gesellschaftlichen Zusammenkünfte und Schenkinnen, dabei jeden Dienstag ein Wochenmarkt (Steinhofer, Chron. III. 431). Vorher wurde alles auf dem Kirchhof verkauft.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0256.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)