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starken Fall, Lauf, des Flusses verdankt der Ort ohne Zweifel seinen Namen, welcher unter ähnlichen Vorkommnissen auch andern Orten zukommt. 1

Das Innere von Lauffen hat im Allgemeinen ein freundliches und gefälliges Aussehen; die meist zweistockigen Gebäude, von denen sich einzelne durch ihr alterthümliches Ansehen auszeichnen, sind von Holz, jedoch häufig mit steinernem Unterstock versehen. Die reinlich gehaltenen, steinbeschlagenen (macadamisirten) Ortsstraßen sind im Dorf mit einzelnen Ausnahmen gehörig breit und bequem, in der Stadt dagegen theilweise, namentlich die Hauptstraße, sehr enge und überdieß noch ziemlich steil ansteigend. Der Ort und die nächste Umgebung ist sehr arm an Quellen, so daß sich nur im Kloster ein laufender Brunnen


    gestanden wäre. Für militärische Zwecke aber, welche zu jener Zeit die maßgebenden waren, hätte man, ganz gegen die Regeln der damaligen Strategie, durch dieses Unternehmen einen natürlich festen, militärisch wichtigen Punkt, wie den Seugenberg, welcher rings von einem mächtigen Fluß umfluthet wurde und nur mittelst eines schmalen Rückens zugänglich war, geradezu verloren. Schon aus diesen Gründen wird die Annahme des künstlichen Durchbruchs etwas wankend, noch mehr aber, wenn die Terrain- und geognostischen Verhältnisse der Gegend in’s Auge gefaßt werden. Zur Zeit der Thalbildung oder vielmehr bald nach derselben, füllten die Hochgewässer die ganze Thalebene aus und der Stromstrich des Neckars oberhalb Lauffen lief, nach der Bildung des Terrains zu schließen, an dem steilen Abhange, Kröpfen genannt, hin; diesem entlang wogten die Fluthen in einem gefälligen, in der Natur des Laufes der Gewässer bedingtem Bogen an der später durchbrochenen Felsenwand vorüber und weiter um den Seugenberg, von welchem übrigens nur der höher gelegene Theil aus den Gewässern hervorragte, was die an seinem Fuß abgelagerten Gerölle hinreichend bekunden. Erst nachdem der Felsenrücken durchbrochen war, kam der Stromstrich auf die entgegengesetzte Seite und der Fluß erhielt seinen gegenwärtigen Lauf; daß aber der Durchbruch und die Veränderung der Hauptströmung zu gleicher Zeit geschah, hiefür spricht entschieden, der zwar nicht hohe, übrigens sehr steile Abhang, der den Neckar auf der linken Seite begleitet und denselben schnurgerade auf den Durchbruch hinweist. Dieser Abhang ist aber kein künstlicher, sondern ein aus Muschelkalk bestehender, natürlicher, woraus folgt, daß nicht Menschenhände, sondern die Kräfte der Fluthen, den aus lockeren Muschelkalkplättchen bestehenden, überdieß noch zerklüfteten Bergrücken durchbrochen haben. Dagegen ist unverkennbar, daß der Mühlkanal nördlich der Felseninsel künstlich angelegt wurde, und der unter der Schloßbrücke durchfließende Theil des Neckars ursprünglich in den rechten Arm des Flusses bei der großen Insel unterhalb Lauffen einmündete.

    Paulus.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)