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Forstamtsgebäude dient, ließ Graf Friedrich v. Stadion 1756 im Roccocostyl massiv erbauen; es ist dreistockig, mit Mansarden und einem Walmdach versehen. Zu beiden Seiten des Hauptgebäudes, in welchem auch eine Kapelle eingerichtet war, sind zwei kleine Pavillons angebaut und vor demselben befindet sich ein großer, mit eisernem Stacketenzaun umfriedigter Hofraum, während sich im Rücken des Schlosses, dem ehemaligen Stadtgraben entlang, ein schön angelegter Garten, ehemals mit einem Feuersee versehen, anlehnt. In diesem Schlosse wohnte der Herzog Ludwig Eugen seit dem J. 1792 bis zu seinem Regierungsantritt im J. 1793, später Albertine, geb. Prinzessin von Schwarzburg-Sondershausen († 1829), Gemahlin des Herzogs Ferdinand von Württemberg (geschieden 1801).

2) Das Stadtpfarreigebäude, früher von dem Unteramtmann bewohnt, kaufte 1829 der Staat und richtete es zur Wohnung des Stadtpfarrers ein; dasselbe ist in gutem baulichen Zustande, hat einen geschlossenen Hofraum nebst Garten und liegt in der Kirchstraße, zunächst dem Diaconathaus. Das frühere Stadtpfarreigebäude kaufte 1830 die Gemeinde, welche es zu einem Schulhaus einrichtete.

Außer diesen sind noch anzuführen: das alte Schloß (Burg) im Sachsenheimer Viertel, ein an der westlichen Stadtmauer gelegenes massives Gebäude, welches in neuerer Zeit restaurirt wurde, übrigens noch viele Spuren von seiner früheren alterthümlichen Bauweise an sich trägt. Im Bauernkrieg, im J. 1525 war die Burg theilweise zerstört, im Jahr 1546 aber wieder aufgebaut worden. Im J. 1679 wurde der Liebensteiner Theil derselben eingerissen und dafür der sogleich zu erwähnende Keller gebaut. An der Vorderseite desselben steht ein runder Thurm, in welchem eine Wendeltreppe zu den Räumen der Burg führt; an der Burg selbst haben sich noch mehrere ganz schmale, spitzbogige Fenster und ein gekuppeltes germanisch gefülltes erhalten, welche theilweise noch der Übergangsperiode von dem romanischen in den germanischen Baustyl angehören. Unter dem Schloß befindet sich ein weitgedehnter, sehenswerther Keller, mit großen, zum Theil mit altem Schnitzwerk versehenen Fässern, in denen gegen 1000 Eimer aufbewahrt werden können. Das Schloß kam vom Staat an die Gemeinde, welche die s. g. Burg im J. 1843 an Kaufmann Marstallers Wittwe, unter der Bedingung verkaufte, daß das dort zu errichtende Gebäude in alterthümlicher Form nach einer Zeichnung hergestellt werde, die jedoch nicht ganz eingehalten wurde.

Unfern der alten Burg steht das massive Steinhaus, ein altes, ehrwürdiges Gebäude mit Staffelgiebeln und theilweise ganz schmalen, spitzbogigen gekuppelten, zuweilen auch gedreiten Fenstern. Es gehörte früher zu dem Mainzer Hof und wurde 1821 vom Staat an einen Privatmann verkauft.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0142.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)