Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

entgegengesetzten Seite der Enz, an der Straße nach Groß-Ingersheim, bei dem sogenannten „Weilerle“ (†) fand man ebenfalls untrügliche Spuren eines römischen Wohnplatzes. Hiedurch ist mehr als wahrscheinlich, daß die Römer an der Übergangsstelle über die Enz, bei dem gegenwärtigen Bietigheim, eine Niederlassung angelegt hatten.

In Groß-Ingersheim wurden schon römische Gefäße ausgegraben und 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort auf der sogenannten Burg (†) trifft man Spuren einer ausgedehnten römischen Niederlassung und Reste einer römischen Wasserleitung.

Bei Kirchheim wurden auf dem Leerenberg (†) Grundmauern römischer Gebäude und Fragmente römischer Ziegel, Gefäße etc. aufgefunden, ebenso auf dem an der ehemaligen Römerstraße, jetzigen Landstraße, gelegenen „Bürgle“. (†)

Der Übergangspunkt bei Lauffen, von dem mehrere Römerstraßen ausgehen, spricht, als zu einer römischen Niederlassung vortrefflich geeignet, für eine solche und für ehemalige Befestigung dieser Stellen von Seiten der Römer um so mehr, als man auch in den nahe (nördlich) gelegenen Mühlbergen auf Gemäuer stieß, welches nach der Beschreibung aus der Römerzeit stammt. Etwa 1/4 Stunde nördlich von Lauffen entdeckte man im Februar 1838 in den Weinbergen, den sog. Auen, römische Gebäudetrümmer mit einem wohlerhaltenen Hypocaustum (s. Württ. Jahrbücher, 1837, S. 428 ff.).

Spuren eines weiteren im Neckarthal bestandenen Römerortes wurden bei Gemmrigheim entdeckt; daselbst zeigen sich nördlich vom Ort, im sog. Blumenthal, wo nach der Volkssage eine Stadt, Namens „Blumenstadt“, gestanden sein soll, noch häufige Reste von römischen Gebäudesubstruktionen, die auf eine ausgedehnte Niederlassung schließen lassen; ebenso in der sog. Au, welche von dem Neckar in einem hufeisenförmigen Bogen umströmt wird. Etwa 1/4 Stunde östlich von Gemmrigheim, im sog. Bahnholz,[1] finden sich noch Grundmauern von mehreren abgegangenen Gebäuden, die mit einer Ringmauer umfangen waren und ohne Zweifel von den Römern herrühren. Südlich von diesen Stellen wurden im Jahr 1838 am Saume des Staatswaldes Buchholz die Grundreste eines römischen Gebäudes entdeckt, in denen man Gegenstände von Bronze, 3 römische Münzen und mehrere Bruchstücke von Bildhauerarbeiten, z. B. eine Hand, die einen Hasen an den hinteren Läufen hält u. s. w., auffand (s. württ. Jahrbücher 1838, S. 87). Von dieser Stelle führte ein Römerweg über den sog. Gündelstein (Schlößlesberg) gegen Besigheim (s. oben).


  1. Diese Stelle wird von dem Volk „in den Schlössern“ genannt.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0088.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)