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Fenstern erbaute Kirche; davor das wohnliche Pfarrhaus mit Seitengebäuden. Der Gottesacker liegt außerhalb des Dorfs; die Kirche ist von der Stiftung, das Pfarrhaus vom Staat zu unterhalten. Das Innere der Kirche hell, frei, im Langhaus etwas nüchtern. Ein Rundbogen führt in den wohl erhaltenen Chor mit schönem, der Balinger Kirchhofkirche verwandten Rippengewölbe, das auf zum Theil ganz, zum Theil bis auf Konsolen in Kopfhöhe herablaufenden Wanddiensten ruht; im vorderen Schlußstein das Späth’sche (3 Schlüssel), im hintern das Wirtembergische Wappen. Im Chorbogen ein Grabstein mit „lapis angularis“, worauf Kelch und Mosesschlange: A. D. 1592 d. 13. Dez. starb der wirdig wolgelehrt Herr Magister Samuel Mann von Blabairen Pfarrer zu Ostdorf aetatis 32 dem Gott gnedig sei. Im Chor hing früher eine Tafel mit dem Wappen des Georg Heinrich Freiherrn zu Heydenburg, Obervogts der 4 Ämter Balingen, Tuttlingen, Rosenfeld und Ebingen, und des Julius Simon Nördlinger, Untervogts zu Balingen; 1681. Die Kirche besitzt einen alten silbernen und vergoldeten Nachtmahlskelch mit den Symbolen der Evangelisten und der Kreuzigung Christi am Fuß, und mit den Worten: I. H. S. HILF H. MARIA.

Der Thurm zeigt sich innen trefflich gebaut; er enthält drei stattliche Glocken: die größte mit der Jahreszahl 1474 und den Namen der 4 Evangelisten in gothischen Minuskeln; die mittlere von Kurtz und S. in Reutlingen 1837; die kleinste von Engel in Ebingen.

Das Schulhaus wurde 1874 erbaut und enthält 2 große Lehrzimmer, sowie die Wohnungen der beiden Lehrer.

Das Rathhaus ist alt. Auch ein schönes Backhaus, ein Armen- und ein Schafhaus besitzt die Gemeinde.

Vizinalstraßen führen nach Balingen, Geislingen, Engstlatt, Owingen; die Staatsstraße Engstlatt–Owingen berührt die Markung; die Gemeinde hat 3 steinerne Brücken, der Staat 2 solche zu unterhalten.

Wasser ist reichlich und gut, es wird von 7 laufenden Brunnen mit vier größeren und einer kleineren Leitung theils aus Eisen, theils aus Thon und Holz, 22 Pump- und 8 Schöpfbrunnen gespendet. Auch 5 Wetten sind im Ort.

Die kräftigen Einwohner, von denen 7 über 80 Jahre, sind fleißig, sparsam, kirchlich gesinnt. Ein Mittelstand herrscht

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 473. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0473.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)