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Die alte, strategisch wichtige Beerathalstraße führt durch den östlichen Theil des Orts und verbindet es mit Thieringen und Unterdigisheim; nach Obernheim und Hossingen führen gleichfalls Vizinalstraßen. Im Ort führen 5 steinerne und 3 hölzerne, außerhalb 5 steinerne und 2 hölzerne Brücken über die beiden Bäche; außerdem viele hölzerne Stege. Alle hat die Gemeinde zu unterhalten.

Trinkwasser ist bei dem großen Quellenreichthum der Markung (die stärkste, die des Kohlstallbrunnens, soll in der nassen Jahreszeit 3′ hoch emporspringen) reichlich und gut vorhanden; es wird von 7 laufenden, einem Pump- und einem Schöpfbrunnen geliefert; von ersteren sind zwei in Privathänden, alle übrigen öffentlich. Die Leitungen sind meist von Holz, nur z. Th. von Thon.

Die Einwohner des Orts sind kräftig (12 Personen über 80 Jahre alt), fleißig, betriebsam, sparsam und im allgemeinen kirchlich gesinnt. Ein großer Theil zieht den Sommer über ins Oberland und in die Schweiz, um dort in Ziegelhütten zu arbeiten. Ihre Vermögensverhältnisse sind kaum mittel zu nennen. Der vermöglichste Bürger besitzt. ca. 9 ha Feld, 66 a Wald, der Mittelmann um 4 ha, die Ärmeren um 30–40 a Felder. Etwa 6 ha der Güter liegen auf der Markung Unterdigisheim. Die Landwirthschaft und Viehzucht bilden neben dem erwähnten Ziegeleigeschäft und ganz wenig sonstigem Gewerbe den Hauptnahrungszweig. Wirthschaften sind 5 im Ort, davon 2 mit Bierbrauereien verbunden; 6 Krämer, 5 Fruchtbranntweinbrennereien. Die weiblichen Einwohner beschäftigen sich viel mit Weißstickerei, deren Absatz nach der Schweiz und nach Sachsen geht. 2 stattliche Mühlen sind vorhanden, je mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang; eine auch mit einer Säge verbunden. Die Untere Mühle liegt frei im Beerathal; die Neumühle, ziemlich hoch am Kohlstattbach gelegen, lehnt sich malerisch an den Fuß der waldigen, felsbekrönten Artlishalde.

Die ausgedehnte, namentlich von Westen nach Osten in die Länge gezogene Markung ist, abgesehen von dem sie in der Mitte durchschneidenden wiesenreichen Beerathal, durchaus bergig. Ihr kaum mittelfruchtbarer Boden besteht aus den Zersetzungen des mittleren weißen Jura und ist auf den Bergen und an den Halden steinig, nicht tiefgründig, vorwiegend hitzig, unten tiefer, schwerer, thoniger, kälter, in der Thalmitte torfig mit vielfach saurem Wiesenfutter. Ein Steinbruch des weißen Jura liefert

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0455.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)