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Mit Wasser ist der Ort hinlänglich versehen. Die Hochebene selbst hat zwar keine Quellen, dagegen führen die Thalwände gegen Lautlingen deren eine ganze Reihe, von denen 2 laufende Brunnen, der eine durch eine 1200′ lange thönerne, der andere durch eine 200′ lange hölzerne Leitung, gespeist werden, indeß 3 unmittelbar geschöpft werden. Neben diesen öffentlichen Brunnen sind 50 Privatcisternen und eine große öffentliche Wette vorhanden. Im äußersten Nothfall, der Jahrzehnte anstehen kann, holt man das Wasser bei der Mühle im Thalbach, dem einzigen fließenden Gewässer, das die Markung berührt.

Die kräftigen, ausdauernden Einwohner, von denen 3 achtzig Jahre und darüber zählen, sind größtentheils fleißig, sparsam, ordnungsliebend und kirchlich gesinnt. Ältere Männer und Weiber tragen noch bäuerliche Tracht. Man tanzt zuweilen bei Hochzeiten.

Die Vermögensverhältnisse sind mittel. Der vermöglichste Bauer besitzt 70 M., der mittlere 25–30, der ärmere 1–5 M. Ein kleiner Theil der Güter liegt auf Ebinger Markung.

Von Gewerben wird Strumpf-, Hauben- und Manchesterweberei betrieben. Meßstetten war Jahre hindurch, ehe der mechanische Webstuhl aufkam, ein Hauptsitz der Manchester-Handweberei. Auch die Strumpf- und Haubenweberei beschäftigt dort eine größere Anzahl Arbeiter, desgleichen die Schuhmacherei; sämmtlich fast ausschließlich für Ebingen. Vor Einführung des Erdöls wurde von hier aus ein ziemlich ausgedehnter Ölhandel auf den Heuberg, in die Baar und den Schwarzwald betrieben. Der Handel mit Früchten, insbesondere Haber, ist heute noch von größerem Umfang. Gleich Bitz kann sich auch Meßstetten einer Pflugspecialität rühmen, des bekannten alten „Meßstetterpflugs“, der noch heute viel im Gebrauch ist. Mousselinstickerei geht in die Schweiz, einige Holzgeräthe, Rechen u. dgl. in die Umgegend. Auch selbst gesponnene und gewobene Leinwand wird verkauft. 6 Schildwirthschaften, worunter eine kleine Brauerei, und 3 Spezereikrämer dienen dem örtlichen Bedarf. Im Thal sind 2 Mühlen, eine mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, die andere mit einem Mahl- und einem Gerbgang. Im Ort 2 Ölpressen mit Pferdegöppel.

Der Hauptnahrungszweig ist die mit großem Eifer getriebene Landwirthschaft und Viehzucht.

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0448.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)