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davon gesprochen, daß auf diese Klause, wie auf andere geistliche und Ordenspersonen des Fürstenthums Auf- und Anlagen jederzeit gelegt und von ihr gehorsam und ohne Widerrede entrichtet worden seien. Auch hielt das Kloster bei der Huldigung oder am Geburtstage eines württembergischen Regenten als Landesherrn zu Ebingen zu dessen Ehren bei geschlossenen Thüren einen Gottesdienst.

Im 30jährigen Kriege blieb, wie bereits erwähnt, das Klostergebäude bestehen. Doch mußten die Nonnen wegen Mangels an Lebensmitteln in anderen befreundeten Anstalten ihr Unterkommen suchen und nur zwei von ihnen sollen Tags im Walde gelebt haben und Nachts ins Kloster zurückgekehrt sein. Nach Beendigung des Kriegs kamen die Geflüchteten zurück, hatten aber keine Kirche mehr. Sie erhielten zunächst im Jahre 1682 einen eigenen Beichtiger. Als ihre Zahl im Anfange des folgenden Jahrhunderts wieder beträchtlich gewachsen war, unternahmen sie an Stelle ihres ruinösen und zu kleinen Konventgebäudes nebst äußerst kleinem Kirchlein den Neubau eines größeren Klosters und einer Kirche, wobei sie sich insbesondere Geldunterstützungen Seitens der zu Reichstadt in Böhmen residirenden Herzogin Anna Maria Franziska von Sachsen-Lauenburg, Gemahlin des letzten medicäischen Großherzogs von Florenz Johann Gaston, zu erfreuen hatten. Den 3. und 4. Dezember 1723 hatte die Einweihung der Kirche, Altäre und des Begräbnißplatzes statt.

Im Jahre 1755 waren es 18, in der letzten Zeit 16 Schwestern, einschließlich der sog. Meisterin, welche sie zur Vorsteherin hatten. Als im Jahr 1799 die Franzosen auch in diese Gegend kamen und das Kloster heimsuchten, gaben sich die Nonnen bei ihren Beziehungen zu Württemberg für württembergisch aus, weil das Herzogthum damals mit Frankreich im Frieden war, allein sie konnten doch einer Brandschatzungssumme nicht entgehen und die Reichsdeputation machte ihr Vorgeben im Jahre 1802 zur Wirklichkeit, indem sie das Kloster Württemberg als Entschädigung zutheilte. Letzteres nahm am 18. Oktbr. d. J. von ihm Besitz, ließ die sämtlich bejahrten Insassinnen vorerst in demselben und traf wegen Reichung einer Aversalsumme für ihre Verköstigung wiederholt Verabredungen mit ihnen. Das Kloster wurde zunächst rücksichtlich der Einkünfte dem Oberamt Ebingen, der Jurisdiktion dem Stadtoberamt Rottweil zugetheilt. Im Jahre 1824 wurden die Klosterkirche und die dabeistehenden

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 443. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0443.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)