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Umlaut des áum und áun in Nr. 30. Ferner zein Zäune, halsbreine etc.

Für eun in heind heute, neinne neun.

Für in vor weiterem nachfolgenden Konsonanten (nd ausgenommen): zeins, feinschder finster, heindəlan Himbeeren, weinder, weingel, weingan, seingan, dreingan, steingan, heingan hinken, zeingan Zinke – feinf fünf (ursprünglich finf, fimf). Gspeinschd Gespenst. Dieses eim und ein für äum, äun und in ist in der Balinger Gegend viel durchgreifender, als weiter nordwärts, wo man bald strempf, wendër, drenkan u. s. w. zu hören bekommt neben weinschan, zeins etc. etc. Einsër unser, eins uns.

28. Zu (oa) wird 1. schriftdeutsch ai und ei, beide gesprochen ái wie in Waise, weich, entsprechend mhd.em und ahd.em ei, gothischem ái. Weiter nordwärts, z. B. in Tübingen, Kirchheim u. s. w. wird dieses zu oi, im Fränkischen zu â, also woəch, woich, wâch. Beispiele sind: woəs Waise, loəb Laib, roən Rain, Spoəchengan, soəl Seil, stroə Streich, goəss Geiß, goəschd Geist, roəf Reif (am Faß), oəch Eichbaum, Ei, doəg Teig, teig, oəgan eigen, foəs feist, stroəpfan streifen, zwoə zwei, hoəlan, hoəd die Heide etc.

2. schriftdeutsch ei, gesprochen wie ai in Stein, Bein; auch hier entspricht ahd. und mhd. ei, goth. ái, und es zeigt sich hier nach Norden hin derselbe Gang in der Aussprache wie bei 1., also boən, boin, bân, um Möckmühl n, nên u. s. w.

Beispiele (durchaus nasal): stoən (sg. u. pl.), boən pl. boənër, loən Leimen, Lehm, ’s ischd an hoənlichs, alloən, koənzig, spassig, anloənnan anlehnen (mhd. u. ahd. leinen, leinan), wâ moənschd? Bal. (Erz.: manschd) was meinst du? koən, noən, hoəm etc.

Der Aussprache nach gehört hieher auch bloəm Blume.

29. áu wie au in glauben, Auge gesprochen, entspricht

1. ahd.em u. mhd.em ou, gothischem áu: fráu, áug, gláuban, schláufd Bandschleife (von mhd. und ahd. sloufen, sloufan), an ráufan etc.

Steht 2. für schriftdeutsch langes o = mhd. und ahd. ô, goth. áu. Z. B. dáud Tod, todt, láus Loos los, láu Gerberlohe, scháuss, dráuschd, náud Noth, gnáud oft, ráus Rose, bráud Brot, ráuër Rohr, áuër, Auschddorf, ráud roth (auch Ráudweil, Ráudanburg), Háuanzollërn, gráuss, stáussan, láud Loth. Bráusəm (mhd. kurz o).

30. áum, áun – das vorige nasal gesprochen.

Steht 1. für schriftdeutsch aun, ahd. und mhd. ûn z. B. záun, bráun etc.

2. für schriftdeutsch langes o (cf. 29, 2): láun, fráunan, scháun.

3. für um und un mit weiterem nachfolgenden Konsonanten (die Verbindung nd ausgenommen) z. B. stáumpf Strumpf, láumb, fáungan Funken, dáunkel, dráunkan, gháunkan gehinkt (mhd. gehunken), káunschd Kunst, gspáunschd Gespinst (mhd. gespunst), áunschlich Unschlitt. Die Partikel un- wird durchgängig áun gesprochen, z. B. áunnáidig unnöthig, áunnârdig etc. Weiter nordwärts im Lande hört man strompf, lomb, konschd, ônnáidig etc.

4. altem ân, â(n) entspricht áun in áunne ohne, áunmâchd, áunnâm, máun Mond, máunnəd Monat, gáun, stáun, láun, háun (haben

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0139.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)