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Der wichtigste Bau bleibt übrigens immer der Bau der Kartoffel, als des Hauptnahrungszweigs der ganzen Bevölkerung. Aber auch in dieser Beziehung ist höchst auffallend, wie die statistischen Notizen auseinandergehen. Während der beste Ort des Bezirks Ostdorf 100–150 Sri. pr. Morgen verzeichnet und Bronnhaupten im 18jährigen Durchschnitt 137, liefern die Äcker von Weilheim 50–100, Frommern 60 bis 150, Laufen 75–150, Margrethausen 80–120 und Lautlingen sogar bis zu 180 Sri. pr. Morgen. Offenbar sind es die nassen Jahrgänge, welche in den lettigen, speckigen Böden am ungünstigsten auf den Ertrag an dieser Bodenfrucht einwirken.

Innerhalb des weißen Jura kommt als reiner Schichtenboden nur das Plateau von Beta und Delta in Betracht. Denn die Böden in den Thälern fallen in die Kategorien des Schuttes. Gerade die Betaböden aber sind das Eigenthümlichste, dem man auf der Hochfläche der Alb begegnet. Schwarzer humöser Grund übersät mit schneeweiß gebleichten, tausendmal von der Pflugschaar schon umgewendeten Kalksteinbrocken bieten vor der Saat und nach der Ernte das Bild eines unfruchtbaren Steinriegels und doch werden hier Haberernten gemacht von durchschnittlich 5 und 6 Scheffel, welche die des unteren Bezirks übertreffen. Namentlich ist es die Schwere des Haberkorns, welche die Händler anzieht, die denn auch mit Vorliebe ihren Bedarf von Orten wie Burgfelden, Hossingen und Onstmettingen beziehen. Auf einem Quadratfuß Boden ist mehr als die Hälfte Stein, beim Eineggen bedecken die Steine das Saatkorn und im Schutz des Steins schlägt dann das Korn eine kräftigere Wurzel als im freien Boden, der getrocknet nur zu leicht vom Winde entführt wird.

Welche wichtige Rolle der Wind bei der Bildung der Böden gespielt hat und noch spielt, sieht man am besten auf den Betafeldern von Onstmettingen, Pfeffingen, Burgfelden und Hossingen. Die dem Wind ausgesetzten Höhenlagen zeigen Stein an Stein, der im Sonnenschein das Auge blendet, in der nächsten Einsenkung aber liegt Meter hoch der fruchtbarste schwarze Grund, fast ohne Spur eines Steines. Das sind Verhältnisse, die man nur mit dem Verwehen des Schnees vergleichen kann, denn von den exponirten Höhelagen fegen die Winterstürme auch die Schneedecke weg, um sie in der nächsten Niederung aufzuhäufen, in welcher sich auch der eingewehte Boden beim Schmelzen des Schnees befestigt. Beobachtungen zur Winterszeit zeigen deutlich genug Millimeter hohe Humuslagen auf dem Schnee, die sich

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0026.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)