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für Staats- und Gemeindediener und 17 Pfarrhäuser. Auf ein Wohnhaus kommen im Durchschnitt 6,3 Menschen; die meisten in Murrhardt, die wenigsten in Allmersbach (s. auch Tabelle 1).


B. Bauart und Material.

Im ganzen Bezirk, sogar in den Städten, ist der Tannenholzbau vorherrschend und nur an den älteren Gebäuden findet man noch den Eichenholzbau, zuweilen den massiven Steinbau angewendet. Die Unterstöcke sind meist aus Stein ausgeführt oder wenigstens mit einem steinernen Sockel versehen; zu den letzteren verwendet man die am nächsten gelegenen tauglichen Gebirgsarten, wie den Lettenkohlensandstein, den Keuperwerkstein, den grobkörnigen weißen Keupersandstein, in einzelnen Orten den Liassandstein und nicht selten auch, namentlich zu Riegelgemäuer, den Hauptmuschelkalk.

Die Gebäude in den Dörfern sind vorherrschend in dem ländlichen Stil des württembergischen Unterlandes ausgeführt, meist weiß getüncht mit braunem Balkenwerk, Scheune, Stall und Wohnung unter einem Dach, häufig auch, namentlich bei größeren Grundbesitzern, getrennt. In den hochgelegenen Orten trifft man nicht selten die Gebäude, wenigstens auf den Wetterseiten, mit Brettern oder mit Schindeln verkleidet und mit ziemlich weit vorstoßenden Dächern gedeckt, so daß sich hier der sog. Gebirgsstil mehr geltend macht und sich dem auf dem Welzheimer Walde nähert. Auch Gebäude im städtischen Stil mischen sich in größeren Dörfern unter die ländlichen, ebenso macht sich in den Städten der ländliche Stil noch ziemlich geltend. Die Gebäude in den Städten sind häufig alt und öfters von solidem Holz- oder Steinbau; man findet sie meist mit den Giebelseiten gegen die Straße gestellt, was bei den Gebäuden in den Dörfern weniger der Fall ist. Im allgemeinen richten sich die Gebäude sowohl in den Dörfern als in den Städten je nach den Bedürfnissen und hauptsächlich nach den Vermögensverhältnissen der Einwohner, und so kommt es, daß man in den Landorten entweder vorherrschend oder vereinzelt stattliche, Wohlhabenheit verrathende Häuser neben minder ansehnlichen Wohnungen trifft. In den Städten aber haben sich zwischen den vorherrschend älteren Häusern nicht selten auch schöne moderne Gebäude eingebürgert. Die Bedachung der Gebäude besteht durchgängig aus Blatt- und Hohlziegeln, letztere werden jedoch immer seltener. In architektonischer Beziehung verdienen folgende Gebäude angeführt zu werden: die Pfarrkirche in Murrhardt und besonders die an sie hingebaute Walderichskapelle, beide Kirchen in Backnang, die evangelische und die neu erbaute katholische Kirche in Oppenweiler, ebenso die neuen Kirchen in Sulzbach, in Grab und Groß-Erlach, ferner die Schlösser Reichenberg, Ebersberg, Oppenweiler

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/64&oldid=- (Version vom 1.8.2018)