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welchen der Kretinismus sehr verbreitet ist, auffallend wenige Blinde finden.

Nach der mit der Zollvereinszählung im Jahr 1861 verbunden gewesenen Aufnahme wurden gezählt:

Irrsinnige 9, Blödsinnige 64, Taubstumme 45, Blinde 15.

Dagegen war im Jahr 1853 die absolute Zahl derselben im Oberamt Backnang:

Irrsinnige 23, Blödsinnige 70, Taubstumme 66, Blinde 22.


B. Stamm und Eigenschaften der Einwohner.[1]

Die Einwohner des Oberamtsbezirks gehören im Allgemeinen dem rein schwäbischen Stamme an; nur im östlichen Theile des Bezirks, dessen Mittelpunkt Murrhardt bildet, läßt sich eine Verwandtschaft mit dem fränkischen Stamme nicht verkennen.

Der Menschenschlag gehört zu den kräftigen, wenn man auch selten den hohen breitschulterigen Gestalten begegnet, wie man sie in andern Theilen Schwabens zu sehen gewohnt ist; die Größe ist eine mehr mittlere; der Körperbau kann im Allgemeinen als ein normal geformter und namentlich als ein harter Arbeit wohl gewachsener bezeichnet werden; insbesondere ist dieß bei den Bergbewohnern der Fall. Die Gesichtsbildung ist durchschnittlich eine regelmäßige und ansprechende; die weibliche Jugend hat großentheils ein hübsches blühendes Aussehen; man findet unter derselben mehr untersetzte als schlanke und hochgewachsene Gestalten.

Nach einer 24jährigen Durchschnittsberechnung von den Jahren 1834 – 1857 waren in dem Bezirk unter 100 Konscriptionspflichtigen 15,47 wegen mangelnder Größe untüchtig, so daß derselbe unter den 64 Oberämtern des Landes die 60. Stelle einnimmt und somit zu den ungünstigen gehört (die günstigsten Verhältnisse lieferte Wangen mit 4,22, die ungünstigsten Weinsberg mit 18,83). Wegen Gebrechen waren unter 100 Pflichtigen 39,42 untüchtig, so daß in dieser Beziehung der Bezirk unter den 64 Oberämtern die 24. Stelle einnimmt, und somit zu den günstigen gehört (die günstigsten Ergebnisse lieferte Saulgau mit 32,99 und die ungünstigsten Sulz mit 49,78). Überhaupt untüchtig waren 54,89, so daß in dieser Beziehung der Bezirk die 49. Stelle einnimmt (die günstigsten Resultate lieferte Saulgau mit 37,76, die ungünstigsten Freudenstadt mit 63,86). Unter sämtlichen der ärztlichen Visitation und dem Messen unterworfenen Konscribirten (von 1834 – 1857 : 4939) waren 764 wegen mangelnder Größe, 1947 wegen Gebrechen, im Ganzen 2711 untüchtig (s. Württ. Jahrb. 1857. Heft I. S. 157 und 158).

  1. Von Oberamtsarzt Dr. Köstlin in Backnang.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 056. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)