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Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 35 Personen, hievon 20 in Sulzbach.

Die sehr große etwa 2 Stunden lange und 11/2 Stunden breite Gemeindemarkung ist mit Ausnahme der Thalebenen und einiger unbedeutender Hochflächen durchaus sehr gebirgig und von vielen Thälern, Thälchen und Schluchten nach allen Richtungen tief durchfurcht.

Der für den Feldbau mittelfruchtbare, für den Waldbau, welcher den größten Theil der Markung einnimmt, günstige Boden, besteht beinahe durchgängig aus den Zersetzungen der verschiedenen Keuperschichten und zwar auf den Höhen aus denen des Stubensandsteins, die einen mageren, düngerbedürftigen Sandboden liefern; an den Gehängen treten die thonigen, tiefgründigen Verwitterungen auf und in den Thalebenen haben sich humusreiche, den Wiesenbau begünstigende Alluvionen abgelagert. Unterhalb des Orts ist ein großartiger Muschelkalksteinbruch, der hauptsächlich Strassenmaterial liefert, angelegt, die einzige Stelle in der Gegend an der Muschelkalk vorkommt ([II]. hier. den Absch. „Gebirgsarten und Mineralien). Ferner besteht in der Nähe des Orts ein bedeutender Keuperwerksteinbruch und im Gemeindewald Taubenrain wird der weiße Stubensandstein aus 2 Brüchen gewonnen.

Das Klima ist im Thal mild, auf den Höhen etwas rauh und windig; kalte Nebel und Frühlingsfröste kommen im Thal häufiger vor als auf den Höhen. Hagelschlag ist selten.

Die nicht ausgedehnte Landwirthschaft wird gut und umsichtig betrieben und von verbesserten Ackergeräthen hat der Brabanter Pflug, neben dem noch theilweise üblichen Wendepflug, Eingang gefunden; auch eiserne Eggen und Walzen kommen vielfältig in Anwendung.

Zum Anbau kommen vorherrschend Dinkel und Haber, dann Roggen, Gerste und Einkorn, ferner Flachs, Hanf, und in neuerer Zeit Hopfen, viel Kartoffeln und Klee. Die Getreidefrüchte reichen nicht für den eigenen Bedarf und müssen daher theilweise von außen bezogen werden.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und verhältnißmäßig bedeutender als der Ackerbau. Das Futter ist gut. Die Wiesen, von denen 20 Morgen bewässert werden können, erzeugen reichlich Futter und sind im Thal dreimähdig, auf den Höhen zweimähdig. Futter wird auch nach außen verkauft.

Der Weinbau, welcher bis zum Jahr 1825 auf 60 Morgen betrieben wurde ist bis auf 1/4 Morgen abgegangen und hat der immer mehr zunehmenden Obstzucht den Platz geräumt; das Obst, vorherrschend Luiken und Zwetschgen, geräth gern und in günstigen Jahren können etwa 200 Simri nach außen abgesetzt werden. Von Seiten der Gemeinde wird viel für die Obstzucht gethan.

Die Gemeinde besitzt 2100 Morgen meist mit Nadelhölzern

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/321&oldid=- (Version vom 1.8.2018)