das gemeinsame Ruggericht gezogen und abgestraft, wovon Württemberg 2/3 und Gemmingen 1/3 bezog“ (Landbuch von 1736/44). Die Gemmingenschen Gült- und sonstigen Rechte an diesen Orten sind heutzutage abgelöst. Roßstaig ist neueren Ursprungs; das Landbuch von 1736/44 bezeichnet es als einen vormals vom Forstamt Reichenberg steuerfrei prätendirten Weiler, welcher aber nach fürstlicher Resolution vom 27. Aug. 1740 durch alle Anlagen der Steuern belegt werden sollte. Diese drei Parzellen bildeten früher selbständige Schultheißereien, die erste wurde im Jahre 1827, die zweite 1836, die dritte 1855 mit Spiegelberg zu einer politischen Gemeinde vereinigt.
Nachdem zuerst vom J. 1706 an ein eigener Vicar den Gottesdienst bei der noch kleinen Fabrikgemeinde Spiegelberg versehen hatte, wurde im Jahre 1719 der erste Pfarrer ernannt. Die Bestandtheile der Pfarrei waren ursprünglich nur Spiegelberg und Jux, im Jahre 1726 kam dazu der zum Oberamte Backnang gehörige Theil von Roßstaig, im J. 1830 der zum Oberamt Weinsberg gehörige, welcher bis dahin Filial von Löwenstein gewesen war, durch Ministerialerlaß vom 10. November 1845 wurde Nassach (O. A. Marbach) von der Pfarrei Gronau getrennt und der von Spiegelberg einverleibt, sowie den 21. März 1846 Groß-Höchberg mit der Parzelle Gieshof von der Pfarrei Wüstenroth getrennt und hierher eingetheilt. Die Einwohner des Filials Dauernberg hatten schon seit vielen Jahren trotz des kirchlichen Verbandes mit Oppenweiler ihre Taufen und Leichen nach Spiegelberg gebracht, bis sie am Ende des vorigen Jahrhunderts die Erlaubniß erhielten, die dortige Kirche zu besuchen ihre Kinder dort taufen und konfirmiren, und ihre Todten dort begraben zu lassen; im J. 1858 wurde der Weiler mit der Pfarrei Spiegelberg vereinigt.
Gemeinde III. Kl. mit 471 Einw. wor. 3 eigener Konf. – Dorf, Filial von Backnang. 1 Stunde nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.
In dem flachen von sanften Acker- und Rebengeländen umgebenen, westwärts gegen das Murrthal ziehenden Bodenbachthälchen liegt auf grünem Wiesengrunde, von hohen Pappeln malerisch umragt, das freundliche, ziemlich zerstreut gebaute Dorf mit seinen meist kleinen Häusern, aus denen nur einige größere Bauernwohnungen sich erheben. Von den sog. oberen Weinbergen aus hat man eine weite Aussicht an die Albkette.
Das schöne und große Rath- und Schulhaus ist mit einem Glockenthürmchen gekrönt, enthält die Gemeinderathsgelasse, ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; im J. 1832 erkaufte
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/311&oldid=- (Version vom 1.8.2018)