Im Jahre 1795 kaufte Chr. Friedr. Holzmann aus Speier von dem Kirchenrathe mehrere bei Aufhebung der Spiegelfabrik entbehrlich gewordene Gebäude und Güter, insbesondere das Fabrikdirektoriathaus, und zwar, weil man sich durch die von ihm beabsichtigte Fabrikation einen vortheilhaften Einfluß auf den Nahrungsstand des Ortes versprach, um den geringen Preis von 4000 fl. Er errichtete eine Krappfabrik, welche den 3. März 1795 ein Privilegium in der Art erhielt, daß binnen 10 Jahren in einem Umkreis von 7 Meilen keine andere Krappfabrik in den herzoglichen Landen sollte angelegt werden dürfen, sowie auch mit Zoll- und Accisfreiheiten bedacht wurde. An diese Krappfabrik schlossen sich bald eine Baumwollspinnerei, vorübergehend auch eine Essig- und Biersiederei, ferner eine Baumwollfärberei und eine Bleiche an. Mit Holzmann trat in Verbindung der badische Rechnungsrath Friedr. Sievert und nach einem Berichte vom 22. August 1799 entrirte schon vor 13/4 Jahren der badische Oberhofmarschall Marquis von Montperny aus Carlsruhe auf 2 Probejahre unter der Firma Holzmann und Sievert die dortigen Fabriken. Allein die Geschäfte gediehen unter Holzmanns Leitung nicht, so daß der genannte Marquis gegen Ende des Jahres 1799 das ganze Etablissement übernahm; Holzmann zog fort und Sievert führte die Direktion über sämtliche Geschäfte, ohne daß jedoch der Erfolg für die Dauer ein besserer geworden wäre. Die Krappfabrik wurde später zu einer Hammerschmiede, im J. 1832 zu einer Wohnung für den Spinnmeister eingerichtet, während nunmehr seit 1863 eine Kunstmühle unter Benützung der Wasserkraft der seit neurer Zeit stillstehenden Baumwollspinnerei (s. oben) dort eingerichtet ist und seither betrieben wird.
Spiegelberg gehörte mit Jux und Roßstaig früher zum Amte Marbach, bildete jedoch mit ihnen in der letzten Zeit des vorigen Jahrhunderts ein eigenes Stabsamt, das im J. 1807 mit dem Oberamte Backnang vereinigt wurde.
Was die Parzellen betrifft, so findet man in dem mons Hochbure der Urkunde vom 16. Juli 1027 (s. oben VII, 1) den jetzigen Weiler (Groß-) Höchberg bereits angedeutet; derselbe wird im J. 1554 mit 4 Häusern aufgeführt. Seine Markung war ursprünglich vereinigt mit derjenigen von Vorder-Büchelberg, welches in dem genannten Jahre aus 7 Häusern und 7 Scheunen bestand. Beide Weiler waren mit der Gemmingenschen Herrschaft zu Maienfels gemeinschaftlich; „was die delicta der Gemmingenschen Unterthanen betraf und criminalia und was zur hohen Jurisdiktion gehörig, item das jus sequelae et armorum, tricesimarum, war allein württembergisch, civilia aber wurden also abgetheilt, daß was in den Gemmingenschen Häusern geschah, die von Gemmingen allein straften, was hingegen die Unterthanen sonsten peccirten, wurde vor
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/310&oldid=- (Version vom 1.8.2018)