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denn das Schloß überhaupt in der Folge Sitz des Oberforstmeisters für den so ausgedehnten Reichenberger Forst blieb, auch häufig als Gefängniß für Wilddiebe benützt wurde.

Das Reichenberger Amt, dessen Bestandtheile im Allgemeinen die schon im Jahr 1439 mit der Feste Reichenberg verpfändeten Weiler und Höfe ausmachten, bildete ein eigenes Unteramt des Backnanger Amtes.

Nach der Burg Reichenberg nannte sich eine adelige Familie, von der jedoch nur wenige Mitglieder bekannt sind; irriger Weise sind schon die Grafen von Reichenberg im Elsaß mit derselben in Verbindung gebracht worden. Im Jahr 1230 werden Wolfram „miles“ und sein Bruder Berthold von Reichenberg als Zeugen des Grafen Berthold von Beilstein bei einer Schenkung desselben an das Stift Backnang genannt (Gabelk.). Im März 1260 erließ Irmengard von Reichenberg mit Einwilligung ihres Gatten Konrad und ihrer Söhne Johann und Ludwig dem Deutschordenshaus zu Mergentheim einen Jahreszins von 12 Pfd. Heller zum Dank für eine Gutthat des Hauses gegen ihren Sohn Konrad; das an der Urkunde anhängende Siegel des Johann von Reichenberg zeigt im Schilde eine Mauer mit Zinnen, auf welcher sich zwei Thürme, mit Zinnen versehen, erheben; als Zeuge erscheint in der Urkunde Arnoldus advocatus de Richenberg (St.-A.). Den 20. Mai 1349 verkaufte Rudolf von Nieder-Weissach dem Stift Backnang sein Lehen zu Ober-Weissach, wie dasselbe Konrad von Reichenberg besessen, um 6 Pfd. Heller (Reg. Boic. 8, 162).

Geschichtliches über den Weiler Reichenberg, welcher wohl allmählig durch Ansiedelung unterhalb der Burg entstand, und die mit ihm vereinigten Parzellen ist zum Theil schon bei der Geschichte der Burg erwähnt worden, außerdem ist noch folgendes hervorzuheben. Dem Stift Backnang bestätigte den 11. Apr. 1245 Pabst Innocenz IV. Reichenbach mit Zugehörungen vor der Burg Reichenberg, Güter und eine Mühle (s. Oppenweiler); dasselbe kaufte den 25. Januar 1345 von Mechtilde, Konrad Mulvingers Wittwe von Backnang, ihren freien Hof zu Zell (St.-A.). Dem Stift Oberstenfeld bestätigte Pabst Innocenz IV. den 11. Dec. 1247 Güter in Aichelbach und Schiffrain (Burgermeister Cod. dipl. equestr. 1, 1142). In der späteren Zeit gestaltete sich der verschiedene, namentlich der kirchliche Besitz in dieser Gemeinde folgendermaßen. Bei einem Theile der Reichenberger Markung hatte Württemberg und die Pfarrei Oppenweiler den großen und kleinen Zehenten je zur Hälfte, bei einem anderen Württemberg, bei einem dritten das Stift Oberstenfeld denselben allein (die neueste Entwicklung vor der Zehentablösung s. oben VI, 1), zu Dauernberg war der Zehente zwischen Württemberg und obiger Pfarrei zur Hälfte getheilt. Das Stift Backnang hatte Antheil am Reutenhofe, den großen und kleinen Frucht-, und den Weinzehenten,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/292&oldid=- (Version vom 1.8.2018)