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Die Schweinezucht ist nicht unbedeutend; man hält in sämtlichen Parzellen 30–36 Zuchtschweine, Haller- und halbenglischen Schlag; die Ferkel werden theils nach Backnang, Winnenden, Marbach und Ludwigsburg abgesetzt, theils für den eigenen Bedarf aufgemästet.

Von einigem Belang ist die Fischerei, welche sich hauptsächlich mit Forellen und Weißfischen, weniger mit Barben und Aalen beschäftigt; das Fischrecht hat der Staat, der es um eine mäßige Summe verpachtet.

In Reichenberg besteht eine Stiftung, die ursprünglich von einem Mönch Nicolaus herrühren soll und damals wenig betragen haben mochte, jetzt aber auf 18000 fl. angewachsen ist, wovon die Zinsen für Schul- und Armenzwecke verwandt werden.

Steinbrüche bestehen im Stubensandstein bei Schiffrain und Reichenberg, im Muschelkalk bei Ellenweiler und Zell.

Von Spuren aus grauer Vorzeit sind anzuführen die bei Zell im Steinbruch des Ochsenwirths Kübler ausgefundenen Reihengräber, welche neben den menschlichen Skeletten alte Waffen, Schmucksachen, worunter Armspangen von Silber, Bruchstücke von Gefässen etc., enthielten. Der Ort soll früher eine Stadt gewesen sein und noch besteht eine Hafnergasse und ein Gerbersbiegel, unter der ersteren findet man häufig Gefässescherben. Am Schiffrain soll das sog. Buchhansele umgehen, im Schafhau soll ein Unhold (Schäfer) pfeifen.

Von den zur Gemeinde gehörigen Parzellen nennen wir nur die bedeutenderen und zwar:

Aichelbach, hat 1/4 Stunde südlich von Reichenberg eine angenehme Lage an der Einmündung des Aichelbachs in die Murr.

Dauernberg, früher Durnberg, Turnberg geschrieben, liegt hoch und frei auf dem Bergrücken zwischen dem Lauterthal und dem Siebersbachthal, 1 Stunde nördlich von Reichenberg.

Rohrbach, am Rohrbach, 1/2 Stunde westlich von Reichenberg gelegen.

Schiffrain, hat 1/2 Stunde nordwestlich vom Mutterort eine hohe, aber gegen Norden geschützte Lage am Anfang des Hirtenbachs.

Zell, 1/2 Stunde südlich von Reichenberg gelegen; der freundliche Ort, der von der Murr in zwei Gruppen getheilt wird, wovon die auf der rechten Seite gelegenen Einwohner nach Backnang, die auf der linken nach Oppenweiler eingepfarrt sind, hat eine malerische Lage und nimmt sich mit seinen Pappeln und andern kräftigen Bäumen recht ansprechend aus. Im Ort führt eine steinerne Brücke über die Murr.

Die Burg Reichenberg wird erstmals genannt in einer Urkunde des Markgrafen Hermann V. von Baden aus dem Jahre 1231, wornach derselbe „den Berg Reichenberg, wo jetzt die Burg liegt, bis zum 2. Wall“ vom Stift Backnang im Tauschwege erhielt (Wirt. Urkb. 3, 276). Darnach scheint es, der Markgraf habe erst kurz

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/290&oldid=- (Version vom 1.8.2018)