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einschließt. Die Hauptsache ist auch hier wieder die gewaltige Ringmauer, an die sich meist ziemlich schmal die Wohngebäude von innen anlehnen, sowie der hohe, die zumeist ausgesetzte Seite und den Eingang beherrschende Bergfried. Das Schloß enthält 18 Zimmer und ist der Sitz des Forstmeisters. Im Schloßhofe läuft ein reichlicher Brunnen. Links beim Hereinkommen sieht man noch die alte Schloßkapelle zu ebener Erde, ein kleines und schlichtes romanischer Bauwerk, an dem noch ein Rundbogenfensterchen, der rundbogige Eingang und das alte feine Quaderwerk von ihrem hohen Alter Zeugniß geben; das Innere ist frisch übertüncht. Das merkwürdigste aber ist der rechts am Beginn des Hofes stehende runde Thurm, sehr schön und ganz aus Buckelquadern, die oft mit großen, sehr alten Steinmetzzeichen versehen sind, aufgeführt, 40’ im Durchmesser haltend und noch jetzt bis zum Dache 100’ Fuß hoch; das Dach wurde erst in neuerer Zeit statt des abgetragenen fünften Stockwerkes in einer Höhe von 30’ aufgesetzt, hindert aber die herrliche Aussicht zu genießen. Der Thurm ist fensterlos und zeigt gegen außen nur kleine rundbogige Schießscharten, die sich gegen innen sehr erweitern und auffallend viel Licht in die Gelasse werfen. Sein rundbogiger Eingang befindet sich 30’ über der Erdfläche und geht in das dritte Stockwerk, von da aus führt eine Wendeltreppe innerhalb der hier noch 13’ dicken Mauer hinauf bis in das oberste, vierte Gelaß; die beiden unteren Stockwerke sind fensterlos und bilden schauerliche Verliese, in welche die Verbrecher mittelst eines, jetzt noch im dritten Stockwerk vorhandenen Haspels hinuntergelassen wurden. Sämtliche Gelasse sind korbgewölbt und gleichen, wie überhaupt die ganze Konstruktion des Thurms, ganz den zwei Besigheimer Thürmen. Von dem Steigenpflaster des alten Burgwegs sind auch noch Reste erhalten.

Außerhalb des Schlosses steht im obern Dorf die schöngelegene, ansehnliche mit Reben umrankte Wohnung des Revierförsters.

In der Gemeinde bestehen zwei Schulhäuser, eines in Reichenberg, 1824 neuerbaut, mit zwei Lehrzimmern und sehr angenehmer Wohnung des Schulmeisters, das andere in Zell, es ist ein 1849 angekauftes Bauernhaus, in das ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters eingerichtet wurde. Das Rathhaus enthält auch die Wohnung des Gemeindevorstehers. Zwei Keltern bestehen mit je einem Baum, eine in Aichelbach und eine in Zell.

Treffliches Trinkwasser liefern stets hinlänglich für den Mutterort 5 laufende und 2 Ziehbrunnen, 2 weitere sind verschüttet. Das meiste Wasser spendet der Herrschaftsbrunnen, der fünf Röhren speist, er ist längst künstlich gefaßt und wird mit jährlichem Aufwand von etwa 150 fl. vertragsmäßig von der Finanzverwaltung (in 700 Deucheln) dem Schlosse zugeleitet. Die Parzellen werden gut versorgt

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/286&oldid=- (Version vom 1.8.2018)