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rebenumrankte Reichenberg frei und großartig hervortritt, auf seinem Scheitel das altersgraue Schloß mit dem hochaufsteigenden Rundthurme tragend.

Sehr sehenswerth ist die protestantische Kirche, früher die Grablege der Freiherrn von Sturmfeder, mitten im Dorfe frei gelegen, ein großes, ganz im spätgothischen Stil gehaltenes Bauwerk mit südlich am Chore stehenden Thurme. Der halb achteckig geschlossene, noch aus guter Zeit stammende Chor hat Strebepfeiler und in seinen Spitzbogenfenstern hübsche Maßwerke, während die der Fenster des Schiffs herausgenommen wurden; die Westseite, in schlanken Giebel ausgehend, zeigt eine wohlthuende Fenstervertheilung. Über dem spitzbogigen mit sich kreuzenden Stäben besetzten Eingang der Südseite sieht man das Steinbild Jakobus d. Ä. auf einem Fratzenkopfe, sowie die Wappen der von Sturmfeder und der von Bubenhofen, und die Jahreszahl 1511, das Jahr der Erbauung des Schiffes der Kirche.

Im Innern wird das breite, flachgedeckte Schiff von einer starken Holzsäule mit der Jahreszahl 1666 gestützt, der Chor von schönem Rippenkreuzgewölbe überspannt, durch die Tünche schimmert noch alte Bemalung, und den Schlußstein zieren die Wappen der von Sturmfeder und der von Hornstein. Das erste Geschoß des Thurmes bildet eine besondere Kapelle mit Altartisch und zeigt ebenfalls ein Rippenkreuzgewölbe mit dem sturmfederischen Wappen im Schlußstein. Der schlichte altgothische Taufstein ist von interessanter Achtecksform, das merkwürdigste aber ist die Reihe der sandsteinernen Grabdenkmäler, die zum Theil leider beschädigt an der Nord- und Ostwand des Schiffes stehen. Nehmen wir diese Richtung, so erscheint:

1) Ein prachtvolles Renaissancegrabmal mit den Bildsäulen des Burckardt Sturmfeder, in der reichen Rüstung damaliger Zeit, † 27. Januar 1599, und seiner Frau Anna, geb. von Helmstatt, in Nonnentracht, † 1606, vorne sitzen drei halblebensgroße Figuren, Justitia, Spes und Caritas; das Ganze wird von großartigem Aufsatze gekrönt.

2) In ähnlich prachtvollem Stil ein Ritter, die Inschrifttafel fehlt, nach dem Todtenschilde ist es Friderich von Sturmfeder, † 6. Mai 1597.

3) Ein Ritter, noch gothisch gehalten, mit sehr charaktervollem Haupte, eine Hellebarde in der Hand, über ihm eine große Inschrifttafel: Anno dmi 1525 uff. den heilgen ostertag. had. der Edel und ernfest ebberhart. sturmfeder. sampt. andren vom Adel zu weinsperg. schaden. zum. dott. Entpfangen. dem gott gnad.

4) Das folgende Denkmal stellt den Burkhart von Sturmfeder vor, † am S. Urbanstag 1534; es ist noch halb gothisch gehalten.

5) Das erste ganz alterthümliche Denkmal an der Ostwand, der zum Theil noch bemalte Ritter steht in altem langem Panzerhemde,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/273&oldid=- (Version vom 1.8.2018)