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Der Wiesenbau ist nicht beträchlich, das Futtererzeugniß gering, theilweise sauer; die Wiesen sind einmähdig, mit Ausnahme von etwa 10 Morgen, die bewässert werden können. Futter wird noch zugekauft.

Schöne Baumgärten sind vorhanden und die verhältnißmäßig ausgedehnte Obstzucht ist im Zunehmen; es gerathen vorzugsweise Luiken, Holzbirnen, Zwetschgen. Die Jungstämme werden durch den landwirthschaftlichen Verein in Backnang bezogen. Das Obst wird theils vermostet, theils gedörrt; in guten Jahren verkauft man 400 bis 500 Simri nach außen.

Es gibt hier keine Schafweiden, nur Ödungen, die zum Theil als Wald angelegt sind.

Die Rindviehzucht ist wegen Futtermangels und wegen der Armut der Einwohner nicht bedeutend, man bezieht das Vieh meist aus dem Bayerischen; im Spätjahr wird es ausgetrieben; etwas Handel findet auf benachbarten Märkten statt.

Von Stiftungen besteht hier seit 1854 die J. D. Schuler’sche Stiftung für Ortsarme, welche, ursprünglich 500 fl. betragend, bereits nach der 1867 gestellten Rechnung auf 1092 fl. 42 kr. angewachsen ist. Die Zinsen werden nach vorangegangenem kirchenkonventlichem Beschluß unter die Ortsarmen vertheilt.

Neufürstenhütte verdankt seine Entstehung einer in den Jahren 1695 und 1696 hier errichteten Glashütte, welche ihren Namen im Gegensatze zu Altfürstenhütte (O.A. Weinsberg) erhielt. Im Jahre 1771 wurde dem verstorbenen Glasfabrikanten Melchior Wenzel vergantet und hörte die Glashütte auf. Der aus Veranlassung dieser Hütte entstandene Ort gehörte ursprünglich zum Amte Böhringsweiler, wurde nach dessen Auflösung im Jahr 1812 dem Gemeindebezirk Spiegelberg (O.A. Backnang) zugetheilt und 1820 zu einer eigenen politischen Gemeinde erhoben. Er war früher Filial der Pfarrei Wüstenroth, wurde aber im Jahr 1854 der neugegründeten Pfarrei Groß-Erlach zugetheilt.

Die früheren Lehengefälle der v. Gemmingenschen Herrschaft zu Maienfels allhier sind jetzt abgelöst.

Zu der Gemeinde gehört:

b. Klein-Erlach, d. h. die nördliche Hälfte des Weilers Klein-Erlach, nur 1/8 Stunde südlich vom Orte gelegen; dieselbe erscheint schon im Jahr 1835 mit ihm vereinigt, während die südliche Hälfte des Weilers damals bei der Gemeinde Sulzbach, zu welcher er früher gehörte, blieb und seit 1848 zur Gemeinde Groß-Erlach gehört.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/264&oldid=- (Version vom 1.8.2018)