Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Allein trotz dieser Reformation wollte der Zustand des Klosters nicht besser werden, weder „im Göttlichen“, noch „im Zeitlichen“; der Herzog ließ es daher durch seine Räthe untersuchen und bestimmte den Präsidenten und etliche Prälaten des Benediktiner Ordens, sich in dasselbe zu begeben, worauf der Abt ihnen gegenüber auf seine Würde verzichtete, der Convent obigen Oswald zum neuen Abt wählte und die alten Conventualen bis auf zwei, welche der Reformation gemäß leben wollten, abgefertigt wurden. (Schreiben Herz. Ulrichs an den Bischof von Würzburg vom 15. April 1511). Der neue Abt war zwar „ein frommer, geistlicher, andächtiger, gottesfürchtiger Mann, aber in bürgerlichen Sachen und Haushaltung nicht ganz laufenlich“. Um der Schuldenlast des Klosters aufzuhelfen, namentlich sich den Gastereien und Atzungen zu entziehen, „ließ er sich mit seinen Conventualen von den württembergischen Räthen aus dem Kloster thädingen“; er selbst begab sich wieder nach Lorch zurück und seine Conventualen gingen als Gäste in andere Benediktinerklöster, während zwei Laienbrüder als Verwalter im Kloster selbst zurückblieben, ohne daß freilich die ökonomischen Verhältnisse desselben sich gebessert hätten. Im Lager vor Reutlingen (1519) wurde jedoch Herzog Ulrich von den Mönchen gebeten, sie wieder einzusetzen, was auch geschah; das Kloster wurde in den alten Stand zurückgeführt, von der Atzung befreit, wofür jährlich 100 fl. zu zahlen waren, und dem Abte Oswald in Martin Mörlin ein geschickter Großkeller beigegeben.[1]

So waren die Verhältnisse des Klosters wieder leidlich geordnet, als i. J. 1525 der Bauernkrieg kam: entging das Kloster nach Obigem auch der Zerstörung, so zerschlugen die Bauern doch Fenster und Öfen, eigneten sich an, was sie an Früchten und Wein fanden, und vernichteten die Bücher und Dokumente; von diesen Schätzen soll manches auch erst bei dem Brande des Klosters Lorch zu Grunde gegangen sein, wohin das Betreffende geflüchtet worden war.

Bei der Einführung der Reformation[2] im Lande nach Herzog


    bekommen. Abt und Großkeller sollten für Anfertigung eines gründlichen Inventariums besorgt sein, auch die Verwaltung des Klosterguts so führen, daß sie zu gebührlicher Zeit Rechnung davon thun mögen, der Abt sollte aus den oben genannten Gründen hinsichtlich des Fleischessens und der Fasten an die strenge Regel nicht gebunden sein, aber von seiner Vergünstigung so viel möglich verborgenen Gebrauch machen. – Die Akten über diese, sowie auch über die folgenden Verhandlungen befinden sich im Archivconservatorium zu Würzburg, Abschriften von ihnen im St. Archive.

  1. Zu diesen Begebenheiten aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts s. namentlich Widmann a. a. O., Crusius pars 2, 519 u. 545 und Trithemius Annales Hirsaug. 2, 567 u. Opp. histor. 2, 434.
  2. Die folg. Geschichte der Reformation des Klosters und des Abts Leonh. Hofseß behandelt ausführlich, z. Th. unter Mittheilung von Urkunden
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/252&oldid=- (Version vom 1.8.2018)