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in den äußersten Ruin gekommen und sich anstatt der vormaligen 300 Einwohner im Städtlein nur noch 77 und im Amt 24 Personen befinden, die dahin gehörigen Weiler meistens verwüstet und ungebaut liegen, auch im Städtlein und Amt nur noch 37 Ehehalten seien, welche zu den Besatzungen in Schorndorf und Asperg kontribuiren müßten, so daß sie bei Einziehung der schwedischen Gelder Haus und Hof verlassen müßten; nichtsdestoweniger erboten sich dieselben, ihr Möglichstes zu thun, sofern nur dem Klosterinhaber nicht gestattet würde, in diese Kontribution einzugreifen (Sattler, Herzoge 9, 11). – Im österreichischen Erbfolgekrieg hielt eine Abtheilung des von dem Marschall von Belleisle geführten französischen Heeres am 31. August 1741 einen Rasttag zu Murrhardt (v. Martens 623).

Den 24. August 1765 wurde die Stadt mit allen Gebäuden innerhalb der Ringmauer, 119 Häusern und 34 Scheuern, in 5 Stunden in einen Aschenhaufen verwandelt, wobei in dem Hause, in welchem das Feuer durch Unvorsichtigkeit ausgekommen, fünf Kinder ein Raub der Flammen wurden. Es befanden sich hiebei an herrschaftlichen Gebäuden: die Oberamtei samt Scheuer, das Oberdiakonathaus, der sog. lange Bau, das Klostersthorhäusle, an städtischen Gebäuden: das Rathhaus, die Stadtschreiberei und Scheuer, das Unterdiakonathaus und der obere und untere Thorthurm. Der verunglückten Familien waren es 178. Der Schaden belief sich nach einer Angabe auf 138.887, nach einer anderen auf über 200.000 fl. Nur die alte und die neue Abtei, die Klosterkirche und der Fruchtkasten nebst 4 Klosterscheuern wurden verschont. Es wurde eine eigene Brand- und Bau-Deputation eingerichtet, eine Kollekte im Lande veranstaltet und die Stadt nach dem Plane des Baumeisters Groß wieder aufgebaut.

Als geistlicher Besitz in der Stadt ist vor allem hervorzuheben derjenige des Klosters Murrhardt. Dieses hatte wenigstens nach seinem Lagerbuch von 1698/1710 außer den mit einer Mauer umgebenen Klostergebäuden namentlich das Diakonat- oder Pfarrhaus oben an der Stadtmauer und die Amtsbehausung auf dem Markt, Äcker, Weingärten, Wiesen, Baum- und Fruchtgärten, mehrere Seeen, so den Walderichs-, den Fornsbach-, den großen, den Guthannsen-See, den Stadtgraben, Fisch- und Krebsbäche, mehrere Wälder, die obere, die untere, die Rümelins Mahlmühle (die Bürgermühle, ein Erbgut der Stadt, aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammend), das obere und das untere Bad, beide als Erblehen hinausgegeben, den großen und kleinen Frucht-, den Wein- und Heuzehenten, sowie den lebendigen Zehenten, welcher jedoch i. J. 1574 den württembergischen Unterthanen erlassen wurde, Hellerzinsen und Gülten. – Das Stift Backnang besaß hier Hellerzinsen (Lagerbuch von 1568/9).

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/244&oldid=- (Version vom 1.8.2018)