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Waldgebirge sich hinaufziehenden Lauterthale. Aber auch sehr schön ist der Blick gegen Osten über die wohlgebaute Stadt her, zu der die stillen Waldthäler fächerförmig zusammenkommen, dazwischen steile Berge; reiche Gärten und Obstbaumpflanzungen umgeben die Stadt, ehrwürdig ragen aus ihr die Klostergebäude und die gothische Kirche mit ihren zwei Thürmen empor, und als besonderer Schmuck erhebt sich am Südwestende der Stadt auf sanftem grünem Hügel die hübsche Walderichskirche. – Zumal im Frühling ist es schön hier, wenn die Eichen und Buchen hellgrün aus den dunklen Tannenwäldern hervorschimmern und überall durch die blumigen Wiesen muntere Bergwasser der von glänzendem Erlengebüsch umsäumten Murr entgegen eilen. Durch die hier anstehende Gebirgsart bedingt, ist das Gebirg in eine Menge von Kuppen, Mulden, Rinnen und Schluchten verzweigt und bietet so ganz reizend-mannigfaltige und feine Formen, und weil die großen Waldungen eine Fülle von Wasser aufsammeln, so rauscht in allen diesen Schluchten und Thälchen ein klarer Bach, oft über hohe Sandsteinbänke, nieder. Der schönste und stärkste Wasserfall ist der des Hörschbaches in der malerischen Hörschklinge. – Bei so viel Feuchtigkeit herrscht überall freudiger Pflanzenwuchs und die weiche Luft, die über das grüne Thal herweht, ist daher auch frisch und herrlich erquickend. Auf den Höhen bieten sich Aussichten zum Theil in weite Fernen. In der Nähe des Murrthales sind zu nennen der östlich von der Stadt gelegene hohe Linders, zu dessen steilem felsig umrandetem Scheitel der dermalige Revierförster Hopfengärtner freundliche Spazierwege, an denen Ruhesitze angebracht sind, und hübsche Anlagen, auch eine schutzgewährende Hütte bei drei kleinen Bassins sinnig anlegen und mit verschiedenen Holzarten anpflanzen ließ; dann der Waltersberg und der Hofberg; auch den Weg zu dem ersteren hat Revierförster Hopfengärtner freundlich verschönern und verbessern lassen. Überraschend schöne Blicke auf die Stadt und in das Murrthal gestattet der um die Walderichskirche gelegene Friedhof; es sind die am Eingang beschriebenen. Vom Hoblersberg bei Fautspach und vom Hörnle bei Kießelhof sieht man bis an die Vogesen, in die Gegend von Stuttgart und an die schwäbische Alb. Beschränktere Aussichten, an den Staufen, Rechberg, Hohenneuffen u. s. w., gewähren die Höhen der Parzellen von Hoffeld, Westermurr, Karnsberg und Steinberg.

Die sehr freundliche Stadt liegt eben auf dem linken Ufer der zunächst vorbeifließenden Murr, an der Stelle, wo von Norden her der Siegelsbach, und von Süden der Großkehbach in das muntere Flüßchen einziehen; sie zerfällt in die eigentliche ummauerte Stadt und in zwei Vorstädte, von diesen heißt die gegen Nordwesten auf beiden Ufern der Murr sich hinstreckende „die untere“ Vorstadt, die südöstliche „die obere“ Vorstadt, mit dem Graben; der auf dem

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/216&oldid=- (Version vom 1.8.2018)