1/2 Stunde entfernten Roth geholt werden. Die Markung ist reich an guten Quellen; dann fließt darüber der Fuchsbach, der Fischbach, der Dachsbach, das Heubächle und der Großerlachbach und an der Grenze hin die Roth, die zuweilen verheerend austritt. In der Richtung gegen Oberfischbach, sowie südlich beim Ort sind Hungerbrunnen. Ferner besteht der einen Morgen große Fuchsbachsee, der abgelassen werden kann, früher bestanden mehrere Weiher, die jetzt in Wiesengrund verwandelt sind. Ein Feuersee liegt am Ort.
Die Staatstraße von Backnang nach Hall geht hier durch, über die Glashütte führt eine Vicinalstraße nach Grab. Über die Roth geht eine steinerne vom Staat zu unterhaltende Brücke und ein hölzerner Steg.
Die im allgemeinen kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig zwei über 80 Jahre zählen, sind fleißig und ordnungsliebend, was bei den unter Staatsaufsicht stehenden Liemersbachern weniger zutrifft.
Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht, Gewerbe werden wenig betrieben; fünf Leineweber befinden sich hier, dann ein Glasschleifer und ein Glasgraveur; letztere arbeiten auch nach außen. In Liemersbach bestehen 3 Wichseschachtelfabriken mit einem jährlichen Umsatz von 8000 fl., dann ist dort eine Mahlmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, und eine Sägmühle mit Loch- und Rundsäge und einer Hanfreibe; ferner besteht in Mittelfischbach eine Mahlmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, dazu ein kleines Mühlwerk mit einem Mahlgang, einer Hanfreibe und einer Glasschleiferei. Im Mutterort sind 4 Schildwirthschaften und 2 Kaufläden, in Liemersbach eine Schildwirthschaft. Die Vermögensverhältnisse sind mit Ausnahme von Liemersbach und Ober-Fischbach befriedigend; der Besitz des Höchstbesteuerten (auf der Glashütte) beträgt 160 M. Feld und 100 M. Wald, der des Mittelmauns 50, der ärmeren Klassen 5–6 Morgen. Auf angrenzenden Markungen besitzen hiesige Bürger etwa 60 Morgen. Gemeindeunterstützung erhalten in Groß-Erlach eine, in Liemersbach zwei Personen.
Die nicht große Gemeidemarkung ist mit wenig Ausnahmen sehr bergig und von Thälern und Schluchten vielfach durchzogen; ihr mittelfruchtbarer Boden besteht meist aus den thonigen, schweren Zersetzungen der oberen Keuperletten, theilweise auch aus den Zersetzungen des weißen Stubensandsteins und des untern Liassandsteins. Ein Steinbruch ist im Stubensandstein angelegt. Töpferthongruben, die sehr gutes Material, namentlich auch für die Thonwarenfabrik in Bietigheim liefern, sind in den Stumpfenäckern, Steinbuckeläckern und Hüttenwiesen angelegt; sie tragen den Besitzern erkleckliche Summen ein.
Das Klima ist rauh und die Nächte sind auch den Sommer über kühl; schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen häufig
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/199&oldid=- (Version vom 1.8.2018)