Die Vicinalstraße von Kaisersbach nach Winnenden durchschneidet die Markung der Länge nach, auf ihr befindet sich eine steinerne Brücke über den Steinbach, die von der Gesamtgemeinde zu unterhalten ist.
Haupterwerbsquellen der Einwohner sind Holzwarenfabrikation, Feldbau, Viehzucht, Obstbau und etwas Weinbau; letzterer nur in Lutzenberg. Viele Ortsangehörige müssen ihren Verdienst auswärts suchen als Taglöhner, Dienstboten, Fabrikarbeiter u. s. w. Die meisten Handwerker sind Maurer und Steinhauer, die den Sommer über auswärts arbeiten und während des Winters Holzwaren fertigen; diese werden in großer Menge gemacht und von ungefähr 60 Hausirhändlern innerhalb des Landes abgesetzt. Auch mit Viktualien und Häfnergeschirr wird viel Handel getrieben. Eine Korsettenweberei mit 4 Arbeitern ist im Entstehen begriffen.
Östlich vom Ort liegt am Steinbach die Nonnenmühle mit 2 Mahlgängen, 1 Gerbgang und 1 Sägmühle; im Ganzen bestehen 5 Sägmühlen auf der Gemeindemarkung, dann 6 Schildwirthschaften, 1 Kaufladen und 3 Kramläden.
Die Vermögensverhältnisse sind wenig günstig; fast drei Viertel der Einwohner haben nur geringes Besitzthum, das des größten Grundbesitzers (in Lutzenberg) beträgt etwas über 100 Morgen. Armenunterstützung erhalten mehrere Personen. In Folge des vielen Verkehrs nach außen sind die Einwohner gewandt im Umgang; nur 2 Personen sind über 80 Jahre alt.
Die mittelgroße, von West nach Ost in die Länge gedehnte Gemeindemarkung ist meist uneben, hügelig, von vielen Thälchen, Schluchten und Rinnen nach allen Richtungen durchzogen und hat im allgemeinen einen kaum mittelfruchtbaren Boden, der größtentheils aus den mageren Zersetzungen des grobkörnigen weißen Keupersandsteins besteht; an vereinzelnten Stellen erscheint ein schwerer Thonboden (Zersetzung des oberen Keupermergels der rothen Thonletten). Im grobkörnigen Keuper sind einige Sandsteinbrüche angelegt.
Das Klima ist im allgemeinen rauh, auch den Sommer über sind die Nächte zuweilen kühl und Frühlingsfröste schaden öfters der Obstblüthe; starke Winde und Stürme kommen häufig vor, dagegen ist Hagelschlag selten. In Folge der hohen Lage und der nahen ausgedehnten Nadelwaldungen ist die Luft rein und gesund.
Unter diesen ungünstigen natürlichen Verhältnissen ist es wohl erklärlich, daß die Landwirthschaft im Vergleich mit anderen Orten, besonders mit denen in den Thälern gelegenen, zurücksteht, und weniger Ertrag gewährt; ein Haupthinderniß bildet auch der Mangel an Streu und in Folge dessen eine ungenügende Düngung des ohnehin düngerbedürftigen Bodens.
Von Halmfrüchten, die immer nur einen mäßigen Ertrag gewähren,
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/161&oldid=- (Version vom 1.8.2018)