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stark wüthete, suchte der Kirchenrath mit dem Konsistorium zu Backnang Sicherheit. In der Folge begann Herzog Friederich den oben beschriebenen sog. Neuen Bau.

Während des dreißigjährigen Krieges wurden um die Mitte des Jahres 1631 Theile der fürstenbergischen Truppen nach Backnang verlegt und nach der Schlacht bei Nördlingen bezog der kaiserliche Oberst Waibel Quartier im Amt. Im Jahre 1635 brannte die Stadt, vermuthlich durch die Schuld der darin liegenden Truppen, großentheils ab. Im April 1648 kamen schwedische Truppen hierher, die wie Feinde hausten.

Im Juli 1693 plünderten die Franzosen Backnang und steckten es am 25. d. M. in Brand, wobei 210 Gebäude und die Kirchen zu Grund gingen; von der Stadtkirche blieben nur der Chor und die Mauern des darauf stehenden Thurmes erhalten und von der Stiftskirche ebenfalls der Chor, und zwar ohne Bedachung, sowie die zwei davor stehenden Thürme, doch wurde die letztere in den nächsten Jahren wieder aufgebaut (vergl. oben). – Am 20. Juni 1707 kamen ungefähr 1000 französische Reiter unter dem General Broglio nach Backnang und am 30. folgte ihnen der Haupttheil des Heeres, doch zog dasselbe bald wieder ab. – Vom 22.–24. Juli 1796 lagerten sich beim Rückzuge des österreichischen Heeres die sächsischen Truppen zwischen Marbach und Backnang. Am 15. Juli 1800 besetzte eine französische Truppenabtheilung die letztere Stadt.

Als kulturhistorische Merkwürdigkeit ist der beinahe siebenjährige sog. Gänsekrieg zu Backnang zu erwähnen. Um’s Jahr 1607 verbot nämlich Gericht und Rath der Stadt sämtlichen Einwohnern das Gänsehalten, weil die Gänse auf den Feldern großen Schaden anrichteten. Dadurch beschwert baten die Weiber der Stadt i. J. 1610 den gerade anwesenden Herzog Johann Friederich um Aufhebung des Verbots, weil durch dasselbe „ihre habende Bett-gewand feindlich geschwächt werden, indem sie dieselben weder jährlich mit neuen Federn erfrischen, geschweige jemals neue Betten machen könnten“; sie erlangten zwar einen günstigen Bescheid, allein der Magistrat gab nicht sogleich nach und ließ von den durch das erhaltene Rescript kühner gewordenen Weibern die Rädelsführerinnen in Verhaft nehmen, bis zuletzt auf wiederholte Vorstellungen der Weiber beim Herzoge, Bedenken der Räthe und eingeleitete Verhandlungen mit der Stadtobrigkeit, die Weiber ihre Freiheit und die Stadt im Februar 1612 eine Gänseordnung bekamen (Reyscher a. a. O. 132).

Ortsadelige kommen vor vom Schlusse des 13. bis in den Anfang des 15. Jahrhunderts, sie erscheinen als Bürger zu Hall und später auch zu Eßlingen. Es sind als solche zu nennen: Ludwig, Bürger zu Hall 1268, seine Wittwe Adelheid 1277 und Töchter Adelheid und Ottilie; Friederich, Bürger in Halt, und seine Gattin

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)