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Über die Anfänge der Stadt sind keine Nachrichten vorhanden, denn die Behauptung von Crusius (Annal. Suev. pars 2, 81), daß Freiherr Rudolf von Weissach sie um das Jahr 910 mit Mauern umgeben und zugleich, weil er der letzte seines Geschlechtes gewesen, dem Stift Backnang meistens seine Güter vermacht habe, beruht auf keiner sicheren Grundlage und widerspricht, wenigstens was das Stift betrifft, der urkundlich bezeugten Geschichte. Die Stadt wird zuerst [1], als villa bezeichnet, in den stiftbacknang’schen Urkunden von 1116, 1122, 1160 und 1189 genannt, im J. 1245 heißt sie oppidum. Diesen Urkunden zufolge war sie damals in markgräflich badischem Besitze, kam jedoch, wie oben (VII, 1) angegeben, um den Wendepunkt des 13. u. 14. Jahrhunderts an Graf Eberhard den Erlauchten von Württemberg.

Als Schultheißen werden in alten Zeiten aufgeführt: Hartmudu 1231 (Wirt. Urkb. 3, 276), Cuntz Schlecht 1373 (St.-A.).

Hinsichtlich der Rechte Württembergs an der Stadt ist zu bemerken, daß sie schon i. J. 1420 als der Herrschaft Württemberg Eigen aufgeführt wird (Stälin 3, 418) und daß sich das Lagerbuch von 1528 folgendermaßen ausspricht: Der .... Herr des Fürstenthums Württemberg ist rechter Herr zu Backnang in der Stadt, hat daselbst und sofern und weit ihre Zwinge, Zehenten und Bänne gehen und begriffen sind, allein den Stab auch das Gelait und alle Obrigkeit Herrlichkeit Gebot Verbot hohe und niedere Gericht Frevel Strafen und Bußen, doch hat der Stift zu Backnang auf etlichen ihren Gütern außerhalb der Stadt in derselben Zwingen und Bännen gelegen (wie die von Alters bei dem Stift gewest sind) Gebot Verbot Frevel und Strafen, aber die hohe Gericht und Malefizsachen gehören derort der Herrschaft Württemberg zu. (Reyscher a. a. O. 126.).

Als einzelne wichtige Begebenheiten aus der Geschichte der Stadt sind die folgenden zu nennen.

In dem Reichskriege K. Heinrichs VII. gegen den Grafen Eberhard den Erlauchten ergab sich auch Backnang den 28. August 1312 an das Reich und an die Stadt Eßlingen, die bisher württembergischen Nutzungen gingen an Eßlingen über, welches jedoch die Stadt in ihren alten Rechten belassen mußte. Allein schon im folgenden Jahr begann Graf Eberhard mit der Wiedereroberung der ihm entfremdeten Besitzungen, und als er den 20. Dec. 1316 mit Eßlingen einen wechselseitigen Schirmbund schloß und ihn durch je

  1. Ob die in der bischöfl. augsburgischen Urkunde vom 29. Juni 1067 genannten Zeugen Hesso et filius Hesso de Baccane – in dem Abdr. der Urk. bei Stetten, adel. Geschlechter der Stadt Augsburg, S. 364 steht Baccananc – in Mon. Boic. 33, 6 mit Recht auf unser Backnang bezogen werden, ist deßhalb zweifelhaft, weil sich aus der Urkunde sonst gar keine Beziehungen zu dieser Gegend ergeben.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/140&oldid=- (Version vom 1.8.2018)