Aktivhandel findet außer mit Lederwerk hauptsächlich mit Wollentuch ins Inland statt. Eingeführt werden Kolonial-, Ellen- und Eisenwaren, Rohhäute, Gerberrinden, Thran, Farbwaren und Baumwollengarne; durchgeführt hauptsächlich Holzwaren, Getreide und Getränke. Frachtfuhrleute sind drei vorhanden, die nach Stuttgart, Ludwigsburg und Heilbronn fahren; dann kommen alle zwei Tage von Waiblingen her mit Waren beladene Güterwägen. Der Postwagen kommt viermal des Tages von Stuttgart und geht eben so oft wieder dahin zurück.
Von Bedeutung sind die Märkte, die alljährlich abgehalten werden, und zwar in den Monaten März, Mai, Juli, September und December Krämer-, Vieh- und Roßmärkte, März und Juli Ledermärkte, März und Oktober Schafmärkte. Ums Jahr 1600 hatte die Stadt zwei Jahrmärkte, am S. Pankratiustag und am Montag nach Bartholomäus.
Die große von Südwest nach Nordost in die Länge gedehnte Markung ist mit Ausnahme der Gehänge gegen das Murrthal und dessen Seitenthäler ziemlich eben, flachwellig, und hat im allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der meist aus einem etwas schweren tiefgründigen Lehm besteht; auch die klimatischen Verhältnisse sind günstig, indem die Gegend heftigen Winden nicht ausgesetzt ist, Frühlingsfröste weniger vorkommen und Hagelschlag zu den Seltenheiten gehört.
Die Landwirthschaft wird unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe (flandrischer Pflug, eiserne Egge, Walze, Repssä- und Dreschmaschine) gut betrieben und außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln und der in verbesserten Düngerstätten sorglich gesammelten Jauche werden Gips, Asche, Kompost und namentlich die Abfälle von den Gerbereien reichlich angewendet.
Von den Getreidearten gedeihen am besten Dinkel, dann Roggen, Haber und Gerste; von Brach- und Handelsgewächsen werden gebaut Kartoffeln, die sehr gut gerathen, dann in geringerem Umfange Reps, Mohn, Flachs und Hanf, und ziemlich viel Mais, in neuerer Zeit auch Hopfen; letzterer wird nach außen verkauft. Der Futterkräuterbau (rother Klee, Luzerne und Wicken) ist bedeutend. Die Brotfrüchte reichen zum eigenen Bedarfe nicht hin, und es muß von außen zugekauft werden. Der Wiesenbau ist sehr ausgedehnt und liefert ein gutes Futter, wovon viel nach außen verkauft wird. Die Wiesen sind dreimähdig, gewässert wird nicht mehr. Schöne Gärten und viele Gemüseländer liegen an der Stadt; in letzteren werden auch Gemüse zum Verkauf gezogen. Weinberge bestehen keine mehr, früher waren ziemlich viele an den gegen Süd und Südosten geneigten Halden des Murrthals. Dagegen ist die Obstzucht bedeutend und in steter Zunahme. Das Obst geräth gerne; Luiken, überhaupt Äpfelsorten, herrschen vor, von den Birnen werden meist
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/137&oldid=- (Version vom 1.8.2018)