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geschlungenen Drachen eingemauert, es ist ein Theil eines jener prächtigen Säulenkapitelle des Chorbaues.

Vom Thurm herab genießt man eine freundliche Aussicht über die tief unten gelegene Stadt hinweg und in das wiesenreiche Murrthal, mit den Löwensteiner Bergen und dem Mainhardter Wald im Hintergrund. Gegen Osten erscheint besonders schön die Burg Ebersberg.

3. Die Todtenkirche unten im Thal in der Sulzbacher Vorstadt; leider steht nur noch der Chor und auch dieser befindet sich in Privathänden und wird als Magazin benützt. Er ist in sehr tüchtigem gothischem Stile gehalten, belebt von Strebepfeilern und trefflich gefüllten Spitzbogenfenstern und errichtet laut Inschrift am südlichen Strebepfeiler: Anno domini 1452 die 22. mensis iulii fundata est hec basilica. Innen sprengen sich schöne Rippenkreuzgewölbe gegen zwei Schlußsteine, die eine Rosette und das württembergische Wappen enthalten, und an Wänden und Gewölben sind noch Spuren von Bemalung, deßgleichen im anstoßenden Hause, das aus dem Schiff des Kirchleins hergerichtet wurde. Die zwei Glocken, die sich auf dem Dachreiter befanden, hatten die Umschrift: Gottlieb Jacob Rechlen gos mich in Stuttgardt. Anno 1732.

Östlich von der Todtenkirche liegt der große mit hübschen Grabmälern geschmückte Friedhof; angelegt im Jahre 1840. Der frühere um die Pankratiuskirche gehende wurde in freundliche Anlagen verwandelt.

4. Das Rathhaus, ein großes dreistockiges Gebäude; sein erstes, aus Sandsteinen erbautes Geschoß stammt aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts und trägt auf schönen mit Köpfen geschmückten Renaissancekonsolen die übrigen, hölzernen Stockwerke, die nach dem Brande von 1693, in den Jahren 1699–1718, mit reichem Eichenholzgebälk aufgeführt wurden. An seiner Vorderseite ist das Wappen der Stadt groß angebracht. Auf dem Firste sitzt ein achteckiges Glockenthürmchen. Das Gebäude enthält im ersten Stock die Fruchthalle und das Waghaus, im zweiten das Gerichtsnotariat und die städtischen Kanzleien, im dritten einen großen und einen kleinen Saal und die Wohnung für den Rathsdiener.

5. Die lateinische Schule am Marktplatz, in der Mitte der Kirchenstaffel gelegen; sie enthält drei Lehrzimmer und die Wohnung des Präceptors.

6. Die deutsche Knabenschule, 1816 an den Stadtkirchthurm angebaut, enthält fünf Lehrzimmer und die Wohnung des Knabenschulmeisters.

7. Die deutsche Mädchenschule, innerhalb des Kameralhofes, mit zwei Lehrzimmern und der Wohnung des Mädchenschulmeisters.

8. Das sog. Bandhaus, auch im Kameralhofe ganz bei der Kirche gelegen, vor etwa 20 Jahren zu seinem gegenwärtigen Zweck

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)