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die S. Pankratiuskirche zu Zwecken des Stiftes bestimmt und dafür die neuerbaute S. Michaelskirche dem städtischen Gottesdienst gewidmet werde (s. u. hist. Th.). Auch die jetzige Stadt wird noch immer vom Schloßberg beherrscht, auf dem in bedeutender Gruppe die große Pankratiuskirche, der hohe westlich frei davor stehende Stadtkirchthurm, das frühere Schloß, das Kameralamt und andere ansehnliche Gebäude aufsteigen, und zwar im Nordosten aus dem Murrthal empor auf sehr hohen senkrechten Felsen und Untermauern. Weiter gegen Nordwesten reiht sich unregelmäßig um den Bergabhang her die Stadt, deren Straßen meist uneben und enge sind und deren dicht gedrängt stehende Häuser oft alterthümlichen, zuweilen auch hübsch geschnitzten Holzbau zeigen.

Backnang zerfällt in die eigentliche ummauerte Altstadt und in vier Vorstädte: in die westlich gelegene Aspacher Vorstadt, in die nordöstlich gelegene Sulzbacher Vorstadt, in die nördliche, den sog. „Bügel“, und in die südöstlich gelegene, sog. obere Vorstadt, die mit der Altstadt auf der linken Seite der Murr liegt. Die noch ziemlich erhaltenen, früher mit einem Umlauf versehenen Stadtmauern gehen von dem mit eigenen Mauern umgebenen Stiftshofe hinab zum Sulzbacher Thor, von hier am Graben her bis zum Aspacher Thor und von hier an der Scheurengasse hinaus bis zum Oberamtsgefängniß, wo das obere Thor stand; hier schließen sie sich wieder an die Ringmauer des Stiftshofes an. Die drei Thore, über denen sich bewohnte Thürme erhoben, wurden im Anfang dieses Jahrhunderts abgebrochen.

Als Hauptstraßen können die steile vom Schloßberg herab in nördlicher Richtung bis an das Sulzbacher Thor führende sog. Spalt- oder Todtengasse, ferner die Korngasse und die Schmiedgasse genannt werden. Die bedeutendsten Plätze sind der Marktplatz am Rathhaus, der an der Südseite der Stadt gelegene Viehmarktplatz und der Stiftshofplatz bei der Pankratiuskirche.

Weite Fernsichten bieten sich keine von der Stadt aus, doch ist der Blick vom Schloßberge herab in das wiesenreiche, schön gewundene Murrthal, im Hintergrunde der Kranz der wohlgerundeten von herrlichen Wäldern bewachsenen Keuperberge, sehr ansprechend. Auch gewährt vom Thal oder von den gegenüberliegenden Höhen aus die Stadt selbst, wie sie am Berg sich hinanzieht und in den großartigen Gebäuden des Stifthofes sich gipfelt, einen malerischen und stattlichen Anblick.

Von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen Gebäuden sind besonders zu nennen:

1) Die dem h. Pankratius geweihte Stiftskirche liegt hoch und beherrschend auf dem Schloßberg und macht, vom Thal aus gesehen, trotz ihrer theilweisen Verunstaltung und ihrer häßlichen Übertünchung,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)