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Waldschlucht, wo seine Spuren vertilgt sind, indessen kommt er nach kurzer Unterbrechung in dem Wald „Kohl“ wieder zum Vorschein; auf dem Bergrücken daselbst liegen die sichtlichen Trümmer eines Wachhauses zunächst an dem ziemlich gut erhaltenen Wall, der bis an den steilen felsigen Abhang des Murrthales fortzieht, am Abhang selbst aber nicht mehr sichtbar ist. Im Murrthal angekommen überschritt der Grenzwall dasselbe 200 Schritte westlich von der Klinger-Sägmühle, zog auf der andern Seite des Thals einen steilen Abhang hinan auf die Spitze zwischen der Murr und dem Faulklingenbach, wo in dem Wald „Fichten“ die Trümmer eines Wachhauses an den nur unbedeutenden Resten des Grenzwalls liegen. Von hier zog der Wall über das dicht bewaldete Thal des Faulklingenbachs und kommt erst auf der entgegengesetzten Seite des Thals am Saum des Köchersberger Feldes wieder zum Vorschein. Auf dem beinahe 1/4 Stunde breiten, hochgelegenen Köchersberger Feld hat die Kultur den Wall eingeebnet, indessen kann bei den Bewohnern von Köchersberg der Zug des abgegangenen Walls über die sogen. Brenntenheide, wo auch ein Wachhaus stand, noch genau erfragt werden. Von dem Köchersberger Feld lief nun der Grenzwall den steilen Waldabhang hinab gegen die Murr, die er zum zweitenmal überschreiten mußte, weil diese in einem großen Bogen um den Köchersberg fließt und von ihrer anfangs östlichen Richtung in eine westliche übergeht. Der Wall ist am Abhange, wie in der Thalebene beinahe ganz verschwunden; dagegen stand am Fuß des Köchersbergs ein Wachhaus und ein weiteres ohne Zweifel auf der entgegengesetzten Seite des Murrthals am Fuß des Linders; es besteht nämlich die Sage, der Waldbruder Walderich habe seine ursprüngliche Klause in der Nähe der Lutzen-Sägmühle gehabt. Die Stelle, an der das Waldbruderhäuschen gestanden sein soll und an der man noch Grundreste desselben auffand, fällt gerade an die verlängerte gerade Linie des Grenzwalls auf die Flur Strizig am südlichen Fuß des Berges „Linders“. Es ist daher unzweifelhaft, daß auch hier ein Wachhäuschen stand, von dem entweder der Waldbruder Besitz nahm, oder gab die Entdeckung der Überreste desselben zu der angeführten Sage Veranlassung. Von dem Murrthale in den Wald Linders eingetreten, zeigt sich uns der Wall auf eine kurze Strecke, verschwindet aber bald wieder an dem steilen Bergabhange. Auch auf dem Rücken des Lindersberges finden sich keine Spuren mehr des Walls, dagegen die Reste eines Wachhäuschens, die sich als einen Schutthaufen kennzeichnen und in der geraden Verlängerung des Walls liegen. Etwa 500 Schritte westlich von dieser Stelle, also im Rücken des eigentlichen Grenzwalls, zieht quer über die Spitze des Berges ein 120 Schritte langer, 3’ hoher und 15’ breiter Wall ohne Graben; es scheint, daß hier die Römer außer dem Grenzwall noch eine weitere

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/116&oldid=- (Version vom 1.8.2018)