(agri decumates) und das freie Allemanien schied, bestand aus einem Wall, an dessen Außenseite (gegen Osten) ein Graben hinlief; an den erhaltensten Stellen, die jedoch nicht in unsern Bezirk fallen, ist der Wall gegenwärtig noch 13’ hoch, oben 4–6’ breit, während die Grundfläche desselben 40–50’ beträgt. Der Graben ist 5–6’ tief, oben 15–20’ und an der Sohle 4–5’ breit. Im Laufe der Zeit, auch an Stellen wo die Kultur ihn unberührt ließ, mag der Wall allmählig abgeschwemmt und der Graben theilweise ausgefüllt worden sein, so daß man die ursprüngliche Höhe des Walls zu 16’ und die Tiefe des Grabens zu 10–12’ anzunehmen berechtigt ist.
Längs des Grenzwalls standen an der Innenseite (gegen Westen) je 500 Schritte von einander entfernte Wachhäuschen, deren Grundmauern vielfältig untersucht und ausgegraben wurden; sie waren Vierecke, die im allgemeinen (bei einer Mauerdicke von 2’ 5") 9’ im Lichten hatten. Der Eingang war gegen den Wall gerichtet.
Außer diesen Grenzwachhäuschen lagen aber auch Grenzniederlassungen, Grenzgarnisonsstädte, in Abständen von 3–4 Stunden dem Wall entlang, je nach den Terrainverhältnissen zunächst in seinem Rücken oder in einiger Entfernung. Die Grenzgarnisonsstädte waren nicht nur durch eine Heerstraße unter sich miteinander, sondern auch mit den römischen Niederlassungen im Innern des Zehentlandes verbunden. Die Heerstraße, welche dem Wall entlang die Grenzgarnisonsstädte verband, lief aber nicht gerade im Rücken desselben, sondern folgte, wie alle Römerstraßen, dem günstigen Terrain und wurde daher theils außerhalb, theils innerhalb des Walls angelegt.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen wollen wir nun den römischen Grenzwall, soweit er den diesseitigen Bezirk berührt, in seinen Einzelheiten näher betrachten. Der Grenzwall erreicht aus dem Oberamtsbezirk Welzheim herziehend (s. die Oberamtsbeschreibung von Welzheim) 1/4 Stunde südwestlich von Mettelberg den diesseitigen Oberamtsbezirk; hier überschreitet er zunächst den Otterbach und tritt in den oberen Wald, den er noch ziemlich wohl erhalten durchzieht und auf dessen höchster Stelle ein Wachhaus stand; etwa 1/8 Stunde östlich vom Schloßhof befindet sich abermals der Rest eines Wachhauses. Beide Wachhäuser, wie auch die noch folgenden, geben sich durch Schutthügel, welche Mörtel, römische Ziegel etc. enthalten, leicht zu erkennen.
In dem hochgelegenen Schloßhof bestand früher ein künstlich aufgeworfener Hügel und in der Nähe desselben werden von Zeit zu Zeit Backsteine, Ziegel etc. ausgegraben; vermuthlich hatten hier die Römer einen kleinen befestigten Wohnplatz und einen Wachhügel angelegt.
Von dem letztgenannten Wachhäuschen überschreitet der Grenzwall das enge Waldthälchen des Krettenbachs und weiterhin eine
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)